Le Monde: Frankreich erwägt Entsendung von Spezialkräften in die Ukraine

Nach einem Bericht von Le Monde erwägt Paris die Entsendung einer kleinen Truppe in die Ukraine. Damit wolle man Moskau in ein "strategisches Dilemma" stürzen. Unterdessen bekräftigt Macron seine Aussage, man schließe die Entsendung nicht aus. Seine Worte seien "durchdacht".

Die französische Regierung erwägt die Entsendung einer kleinen Militärtruppe in die Ukraine. Sie soll als Ausbilder für die Kiewer Streitkräfte und als "Abschreckung" für Moskau dienen, berichtete die Zeitung Le Monde am Freitag unter Berufung auf ihre Quellen. Die Zeitung nannte nicht die Anzahl der französischen Militär-"Ausbilder", die möglicherweise auf ukrainisches Territorium geschickt werden könnten. Aber es könnten einige Reihen "konventioneller Einheiten" dazugehören.  

Laut Le Monde seien Frankreichs Spezialeinheiten auch an der Ausbildung ukrainischer Soldaten im benachbarten Polen und an der Eskortierung von Waffenlieferungen an Kiew beteiligt. Sie hätten jedoch immer "an der ukrainischen Grenze Halt gemacht".

Zu den Schulungen, die Frankreich den Ukrainern "vor Ort" anbieten möchte, gehöre auch der Umgang mit Luftabwehrsystemen. Demnach würden die Boden-Luft-Waffenanlagen Kiews häufig von den russischen Streitkräften angegriffen, und die "Anwesenheit französischer Soldaten oder Soldaten anderer Nationen könnte bestimmte Bereiche des ukrainischen Territoriums schützen". Die französische Regierung sehe in einer solchen Truppenstationierung angeblich eine Möglichkeit, Moskau in ein "strategisches Dilemma" zu stürzen, so die Zeitung. Das könne Russlands Ziel- und Angriffsfähigkeiten "einschränken". Insbesondere vor der Ankunft von F-16-Kampfjets aus US-amerikanischer Produktion, die noch in diesem Jahr erfolgen soll, könnte sich die Stationierung als "unverzichtbar" erweisen, berichtet Le Monde weiter.

Bislang hatte Frankreich bestritten, dass sich seine Truppen während des Konflikts in der Ukraine aufgehalten haben. Am Montag löste der französische Präsident Emmanuel Macron eine scharfe Kontroverse aus, als er vor Journalisten sagte, dass ein möglicher NATO-Truppeneinsatz in der Ukraine in Zukunft nicht ausgeschlossen werden könne. "Es gibt heute keinen Konsens, offiziell Truppen vor Ort zu schicken", erklärte er. "Was die Dynamik angeht, können wir nichts ausschließen. Wir werden alles Notwendige tun, um zu verhindern, dass Russland diesen Krieg gewinnt."

Nach Macrons Äußerungen stellten andere Mitglieder des von den USA geführten Blocks, darunter die USA, das Vereinigte Königreich, Deutschland und Italien, klar, dass sie keine derartigen Pläne haben. Die Äußerungen des französischen Präsidenten wurden aber offenkundig von zwei baltischen Staaten ‒ Estland und Litauen ‒ unterstützt, die ebenfalls erklärten, ein solcher Schritt sei nicht auszuschließen.

Moskau warnte daraufhin und erklärte, die Stationierung von NATO-Truppen in der Ukraine würde einen direkten Konflikt zwischen Russland und dem Militärblock unausweichlich machen. Am Freitag bestritt der französische Außenminister Stéphane Séjourné, dass Paris die Entsendung von Kampftruppen in die Ukraine plane. Ihm zufolge werde man "alles" tun, um einen Krieg mit Russland zu vermeiden. Dagegen bekräftigte der französische Präsident am Donnerstag wiederum seine Äußerungen und sagte, sie seien "durchdacht und überlegt".

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