Die Staatsanwaltschaft in Stockholm plant allem Anschein nach die Einstellung der Ermittlungen zum Terroranschlag auf Nord-Stream. Darüber berichten die Süddeutsche Zeitung, der WDR, NDR und die Wochenzeitung Die Zeit. Demnach will die zuständige Staatsanwaltschaft in den nächsten Tagen das Ende der Ermittlungen offiziell verkünden. Der Grund: es lasse sich kein konkreter Tatverdächtiger ermitteln.
Da eine der Röhren von Nord-Stream durch die schwedische Wirtschaftszone verläuft, hat der schwedische Nachrichtendienst Säpo nach dem Anschlag am 26. September 2022 Ermittlungen wegen grober Sabotage eingeleitet.
In Deutschland dauern die Ermittlungen weiter an. Wie groß das Ermittlungsteam in Deutschland ist, ist weiterhin unbekannt. Die Welt berichtete im vergangenen Jahr von einem Ermittlungsteam mit einer Mannstärke im zweistelligen Bereich. Auch in Deutschland liegen bisher keine konkreten Erkenntnisse vor.
Die Süddeutsche Zeitung behauptet, durch die Einstellung der Ermittlungen in Schweden könnte das deutsche Ermittlungsteam durch die Übergabe von Beweismitteln profitieren. Demnach könnten Teile der geborstenen Röhren an Deutschland übergeben werden. Eventuell daran zu findende Sprengstoffspuren könnten mit den Sprengstoffspuren abgeglichen werden, die auf der Segeljacht "Andromeda" gefunden wurden. Die Süddeutsche wiederholt in diesem Zusammenhang die Geschichte der über ukrainische Kanäle angemieteten Segeljacht, mit der fünf Männer und eine Frau die Anschläge auf Nord-Stream ausgeführt haben sollen. Diese Geschichte wird international stark angezweifelt. Ein privates Taucherteam verfügt nicht über die technischen Möglichkeiten für einen solchen Anschlag. Gemeinhin wird beim Anschlag auf Nord-Stream von einem staatlichen Akteur ausgegangen.
Die Offenlegung von Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh, der aufgrund einer ihm bekannten Quelle behauptet, Auftrag und Befehl zur Sprengung von Nord-Stream hätte US-Präsident Joe Biden persönlich erteilt, wird in Deutschland als nicht relevant erachtet. In Richtung der USA wird weiterhin nicht ermittelt. Der Aufklärungswille ist in Deutschland insgesamt gering.
Mit Russland, das durch die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines ebenfalls massiv geschädigt wurde, gibt es keine Zusammenarbeit. Russland werden im Gegenteil Ermittlungsergebnisse vorenthalten. Das Angebot Russlands, Deutschland durch den letzten noch intakt gebliebenen Strang weiter mit Gas zu versorgen, wurde von der Bundesregierung abgelehnt.
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