Von Jelena Karajewa
Die letzte Bastion des Widerstands gegen den Globalismus steht kurz vor dem Fall, obwohl die Bauern natürlich immer noch bereit sind, Widerstand zu leisten.
Aber der Weg, den Brüssel und Co. zu ihrer eigenen Verödung eingeschlagen haben, ist ziemlich offensichtlich, und man muss schon blind, taub und behämmert sein, um das nicht zu verstehen und zu erkennen.
Auf der einen Seite stehen wortkarge Männer in mit Erde und Dung befleckter Kleidung, auf der anderen verweichlichte Tussis, die Dosensuppe auf die Mona Lisa schütten. Und diese Tussis sind gar keine Umweltschützer, sondern echte Faschistinnen. In dem Video, das sich sofort verbreitete, war der Nazigruß nicht zu übersehen.
Die Faschistoiden, die sich hinter der "grünen Agenda" verbergen, sind ein weiteres Zeichen für die äußerst tiefe Krise, die das gesamteuropäische Konstrukt heute durchmacht. Und unter deren Slogans die Bauernschaft des vereinten Europas wie Vieh unters Messer gelegt wird.
Die Bauern, die die Straßen der deutschen Hauptstadt verstopfen oder den Parisern das Leben schwer machen wollen, indem sie ab heute alle wichtigen Autobahnen, die in die französische Hauptstadt führen, blockieren, befinden sich in Wirklichkeit in einem Nachhutgefecht.
Sie, wie auch eine halbe Milliarde Paneuropäer, wurden von den transatlantischen Eliten dreist und abscheulich getäuscht, indem man ihnen einen "glücklichen Globalismus" versprach, sowie viel Geld und wenig Arbeit – also fast ständige Freizeit und die heute so beliebte "Selbstentfaltung".
Diejenigen, die kein Reflexionsvermögen besitzen (und das sind im "Garten Eden" Europa neunzig Prozent der Bevölkerung, wenn nicht mehr), glaubten die Märchen. Heute werden diese Leichtgläubigen die Rechnungen bezahlen müssen, was übrigens auch die Bauern betrifft.
Die Bauern waren überglücklich, als sie milliardenschwere paneuropäische Subventionen erhielten – es war eigentlich eine Bezahlung dafür, dass sie Entscheidungen darüber, was, wie und in welcher Menge auf ihrem Land angebaut werden soll, delegiert bekamen. Und heute fragen sie: "Warum werden wir bestraft?" Sie realisieren nicht, dass die ihnen zuvor auf Zeit zugewiesenen Finanzmittel jemand anderem gehörten und sie diese früher oder später mit ihrem eigenen Geld zurückzahlen müssen. Und dieses Geld werden sie für immer weggeben müssen.
Ebenso wurden die Verbraucher von Agrarprodukten, das heißt alle Europäer, getäuscht.
Ihnen wurde gesagt: Hier kommt der "glückliche Globalismus" und unglaublich billige Lebensmittel, die man nicht zu kochen braucht (was eigentlich eine Grundfertigkeit für jeden vernünftigen Menschen darstellt). Es reicht aus, die Schachteln im Laden zu kaufen und kurz aufzuwärmen. Natürlich sind die Leute darauf reingefallen. Man kann sich das Gelächter der Manager und anderer Entscheidungsträger der globalistischen Konzerne vorstellen, die genau diese Lebensmittel herstellen.
Und nun sieht die Situation wie folgt aus: Die Rohstoffe für diese "wiederaufgewärmten Lebensmittel" werden überall dort bezogen, wo sie am billigsten sind. Zum Beispiel in der Ukraine – ja, die europäischen Landwirte sind sehr unglücklich über die Invasion von ukrainischem Hühnerfleisch und anderen Produkten auf ihren gemeinsamen Markt, aber es ist ihnen peinlich, das zuzugeben. Sie würden im Rahmen der derzeitigen politischen Korrektheit nicht verstanden werden. Sehr billige Rohstoffe und riesige Gewinnspannen führen also zu Milliardengewinnen. Landwirte, die nicht in der Lage sind, ihre Kosten zu senken, sind zu einem langsamen wirtschaftlichen Tod verdammt.
Aber selbst diese fast unmittelbare Hinrichtung des europäischen Bauerntums verblasst gegenüber den Freihandelsabkommen, die die Abgeordneten des Europäischen Parlaments in industriellem Maßstab durchsetzen wollen. Es erscheint ihnen ganz logisch, so erstaunlich das auch ist, dass "um des Umweltgedankens willen" Lebensmittel viele Tausende von Seemeilen weit in gefrorener Form transportiert werden können. Nur um die kollektive globalistische Seele bei Laune zu halten.
Allerdings sollte man die Schönheit des Spiels, oder besser gesagt, den Grad der Heuchelei erkennen: Für keinen regierungsfreundlichen oder regierenden Establishment-Politiker ist das Thema Freihandelsabkommen oder die Begrenzung der Lieferungen ukrainischer Lebensmittelrohstoffe überhaupt ein Thema. Und das, obwohl genau diese Umstände die Ursache und Wurzel der aktuellen akuten innereuropäischen Krise sind.
Die Krise endet mit Vandalismus und Aggression gegen ein Meisterwerk der Renaissance, Hass auf staatliche Institutionen, Chaos auf den Straßen, der Blockade eines millionenschweren städtischen Ballungsgebietes, kolossalen Verlusten sowohl aufseiten der Bauern selbst als auch bei denjenigen, die mit ihnen über die "Lebensmittelkette" verbunden sind. Allen voran die Bäcker und Metzger.
Die Wutbündel, die die Behörden jetzt zu bekämpfen versuchen, sind nicht so leicht zu beseitigen. Es gibt aber auch keinen Ausweg, der gut oder zumindest für alle Europäer akzeptabel wäre.
Wenn man einmal ein Stück Autonomie und Freiheit aufgegeben hat, ist es sehr schwer, sie wieder zurückzubekommen. Wenn man einmal den Slogan "Demokratie" akzeptiert hat, ist es unmöglich, einen Dialog mit Behörden zu führen, die alles unter ihre Kontrolle gebracht haben. Und es ist unrealistisch, Unabhängigkeit zu fordern, wenn man gehorsam Subventionen annimmt.
Für Russland ist das Ganze übrigens sowohl eine Lehre als auch eine Erinnerung daran, was passiert, wenn man versucht, Kompromisse in Bezug auf die Souveränität einzugehen. An einer Stelle hat man die Souveränität im Rahmen des Fortschritts abgegeben, an einer anderen Stelle wurde sie vor dem Hintergrund von Gleichheit und Demokratie weggenommen, und an einer weiteren Stelle hat man die Souveränität der Unterstützung und Hilfe wegen zurechtgestutzt. Am Ende kommt alles wie in Frankreich.
Dass wir das in Russland nicht zulassen können, liegt auf der Hand, genauso wie es auf der Hand liegt, was der Westen für uns vorbereitet hat, wenn wir seinen Versprechungen glauben.
Die europäischen Bauern, die in diesen Tagen von der EU unter die Räder geworfen werden, werden mir zustimmen.
Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 29. Januar 2024 bei RIA Nowosti erschienen.
Jelena Karajewa ist eine russische Journalistin und Kolumnistin bei RIA Nowosti.
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