Die gegenwärtigen Zeiten sind geprägt von politischen Deutungshoheiten und geschichtsverzerrenden Umformulierungen historischer nachweislicher Realitäten. Die Europäische Kommission, unter Leitung der deutschen CDU-Politikerin Ursula von der Leyen, erlaubte sich nun zum diesjährigen Gedenktag am 27. Januar, der Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch sowjetische Truppen, gleich zwei peinliche Fauxpas.
Politik und Medien reagierten umgehend auf die Aussagen von der Leyens zum Gedenktag in den sozialen Medien. Die EU-Kommissionspräsidentin hatte schlicht erklärt, dass sich das KZ in Polen befand. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erläutert den Disput:
"In dem Beitrag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag wurde fälschlicherweise nahegelegt, dass es sich beim Konzentrationslager Auschwitz um ein polnisches Lager gehandelt habe. Das Posting wurde später korrigiert. Auschwitz sei ein deutsches Nazi-Vernichtungslager gewesen, hieß es dann."
Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel erklärte seinen Lesern:
"Polen hat die EU-Kommissionspräsidentin für einen Fehler in einem Beitrag auf X, ehemals Twitter, kritisiert. In dem war nahegelegt worden, das Vernichtungslager Auschwitz sei polnisch gewesen (…) Der Beitrag von Ursula von der Leyen auf X wurde später korrigiert, und stellte klar, dass Auschwitz ein deutsches Vernichtungslager der Nazis war.
Das T-Online-Portal erklärte detaillierter:
"Die Aufregung in Polen ist nach einem Video von EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen groß. Anlässlich des Holocaust-Gedenktages hatte von der Leyen am Sonntag ein Video hochgeladen, in dem sie und die EU-Kommissare Namen von Menschen sagen und schreiben, die im Holocaust gestorben sind. In dem ersten Beitrag wurde bei einigen Opfern der Sterbeort als "Gestorben im Auschwitz-Lager, Polen" angegeben."
Von der Leyen, wie ihre Kollegen, ließen sich dabei mit den Namen ermordeter KZ-Häftlinge ablichten:
Die ARD-Tagesschau hat bis dato noch nicht auf die nachdrückliche Kritik polnischer Politiker mit einem Beitrag reagiert. So schrieb der polnische Außenminister Radosław Sikorski auf X:
"Wenn man über das Nazi-Vernichtungslager Auschwitz schreibt, sollte man darauf hinweisen, dass es unter deutscher Besatzung errichtet wurde."
Keinerlei Aufmerksamkeit in der deutschen Medienlandschaft erwarb in den letzten drei Tagen bis zum Wochenbeginn die offizielle Pressemitteilung der EU-Kommission vom 26. Januar. Diese trug den Titel: "Nie wieder, gilt jetzt" – Präsidentin von der Leyen zum Internationalen Holocaust-Gedenktag. In der englisch- und der deutschsprachigen Version der Mitteilung heißt es zur Thematik und Absicht des Gedenkens abschließend formuliert:
"Im Jahr 2005 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen in ihrer Resolution (60/7) zum Gedenken an den Holocaust den 27. Januar zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust erklärt. Am 27. Januar 1945 hatten die Alliierten das Konzentrations- und Todeslager Auschwitz-Birkenau befreit."
Das Internationale Auschwitz Komitee hat auf die diesbezügliche Geschichtsumschreibung noch nicht reagiert, dafür aber bereits am 24. Januar kritisiert, dass im sächsischen Freital eine Rede "eines AfD-Landtagsabgeordneten zum Holocaust-Gedenktag geplant" war, so Medienberichte. Für Überlebende des Holocaust wirke diese Ankündigung demnach "schamlos und makaber", erklärte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner in Berlin.
Mutmaßungen in den sozialen Medien, hinsichtlich unterstellter fehlender geschichtlicher Kenntnisse der EU-Kommissionspräsidentin, könnten dahingehend widerlegt werden, dass Ursula von der Leyen im Jahr 2015, in ihrer damaligen Funktion der deutschen Verteidigungsministerin, in Jerusalem weilte. Die Rheinische Post berichtete am 12. Mai 2015:
"Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bekräftigt, dass die "Sicherheit Israels deutsche Staatsräson" bleibe. "Unbedingt" könnten sich beide Länder aufeinander verlassen, schrieb sie nach einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ins Gästebuch."
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