Der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich zum ersten Mal persönlich zum Absturz des russischen Transportflugzeugs Il-76. Der Hauptnachrichtendienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums (GUR) wusste, dass sich an Bord der russischen Il-76 Kriegsgefangene der ukrainischen Streitkräfte befunden hatten, sagte er beim Treffen mit studentischen Teilnehmern an der Militäroperation in Sankt Petersburg.
"Das gesamte derzeitige Kiewer Regime basiert auf die eine oder andere Weise auf Verbrechen, die täglich begangen werden. Auch gegen die eigenen Bürger. (...) Sie haben unsere Il-76 mit ihren Soldaten abgeschossen. (...) Die Hauptdirektion des Geheimdienstes wusste, dass wir Soldaten dorthin bringen würden, 65 Personen, und die Gesamtzahl der Soldaten war geplant, ich glaube, 190. Und weil sie das wussten, haben sie das Flugzeug angegriffen", sagte das Staatsoberhaupt.
Putins Wortwahl in der Beurteilung des Vorfalls fiel im Vergleich mit seinem Pressesprecher Dmitri Peskow mild aus. Am Vortag hatte dieser den Abschuss als "absolut ungeheuerliche Tat" bezeichnet, die sich jeglichem Verständnis entzieht.
Putin ließ offen, ob die Ukrainer die russische Maschine mit eigenen Soldaten "absichtlich, aus Versehen oder heimtückisch" abgeschossen haben. Als Beweis führte er die vom russischen Radarsystem aufgezeichneten zwei Raketenstarts aus von Kiew kontrolliertem Gebiet um 11:10 Uhr am Mittwoch an. "Das Flugzeug wurde zwei oder drei Minuten später getroffen. Es war praktisch unmöglich, zu reagieren." Beschuss aus eigenen Reihen, das sogenannte "Friendly Fire" schloss er ausdrücklich aus – "unsere Luftabwehrsysteme können per definitionem nicht ihre eigenen Flugzeuge treffen".
Putin präzisierte, dass die an der Absturzstelle sichergestellten Zerstörungsmittel darauf hindeuten, dass es sich um eine Rakete handelte, die entweder vom US-Luftabwehrsystem Patriot oder von einem Komplex französischer Bauart abgefeuert worden war. "Eine genaue Antwort wird in ein paar Tagen gegeben werden", versprach Putin. Er betonte auch, dass Ergebnisse der Ermittlungen im Fall der Il-76 "in vollem Umfang" öffentlich gemacht werden – "damit die Menschen in der Ukraine wissen, was wirklich passiert ist". Abschließend sprach der Präsident den Familien der beim Absturz des Flugzeugs ums Leben gekommenen Russen sein Beileid aus.
Am 24. Januar hatte die ukrainische Luftabwehr über der Region Belgorod ein Militärtransportflugzeug vom Typ Il-76 abgeschossen, das 65 ukrainische Gefangene zum Austausch transportiert hatte. Dieser hätte an der russisch-ukrainischen Grenze gegen 15 Uhr stattfinden sollen. An Bord hatten sich auch sechs Besatzungsmitglieder und drei Militärpolizisten befunden, von denen niemand überlebt hatte. Vor dem Absturz hatte das russische Militär den Abschuss zweier Flugabwehrraketen aus der Region Charkow registriert. Nach Angaben von Wiktor Bondarew, dem Vorsitzenden des Verteidigungskomitees im Föderationsrat, hatte die Besatzung noch Zeit gehabt, den Außeneinschlag zu melden.
Die ukrainische Seite hat die Verantwortung für den Abschuss bislang weder bestritten noch bestätigt. Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij forderte eine internationale Untersuchung des Vorfalls und informationelle Hilfe der westlichen Partnerländer. Die Anwesenheit ukrainischer Kriegsgefangener an Bord der russischen Maschine wird in der Ukraine stark angezweifelt. Dieser Erzählung folgen auch deutsche Medien, die Russland "Desinformation und Propaganda" vorwerfen.
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