Der US-Marinestaatssekretär Carlos Del Toro hat von Großbritannien eine Aufstockung der Streitkräfte des Landes gefordert. Während eines Besuchs beim Royal United Services Institute in London am Donnerstag wies Del Toro auf mehrere Konfliktlagen hin, die die USA und ihre "Verbündeten" als Bedrohung ansehen. Dazu zählen für den US-Amerikaner die Eskalation im Nahen Osten sowie die Politik Russlands und Chinas.
Auf die Frage, ob die USA die britische Armee für zu klein hielten, antwortete Del Toro:
"Ich denke, es ist wichtig, dass das Vereinigte Königreich angesichts der Bedrohungen, die heute bestehen, neu bewertet, wo es heute steht."
In seiner Rede am Donnerstag argumentierte der frühere Marineoffizier, dass angesichts der "kurzfristigen Bedrohungen für das Vereinigte Königreich und die USA" Investitionen in die britische Marine "sehr wichtig" seien, und betonte, dass die USA selbst trotz beträchtlicher wirtschaftlicher Herausforderungen "erhebliche Investitionen in die nationale Sicherheit getätigt haben".
Auf die Frage, ob die gegen die jemenitischen Huthis gerichteten Operationen der USA und Großbritanniens im Nahen Osten auf Iran ausgeweitet werden könnten, sagte Del Toro: "Nichts ist vom Tisch."
Ein Mangel an Seeleuten zwang die britische Marine, zwei ihrer Fregatten, die HMS Westminster und die HMS Argyll, Anfang des Monats außer Dienst zu stellen. Die Gesamtzahl der Soldaten ist auf dem niedrigsten Stand seit dem 18. Jahrhundert.
Erst am Mittwoch hatte der Chef der britischen Armee, General Sir Patrick Sanders, die Öffentlichkeit in einer Rede gewarnt, man müsse im Falle eines Krieges mit Russland auf die Wehrpflicht vorbereitet sein. Auf einer Militärkonferenz in London verwies der General auf die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Schweden und warnte:
"Als Vorkriegsgeneration müssen wir uns ähnlich vorbereiten – und das ist ein gesamtstaatliches Unterfangen."
Derzeit beträgt die reguläre Stärke der britischen Landstreitkräfte etwas mehr als 74.000 Mann. Von diesen werden 20.000 am NATO-Manöver "Steadfast Defender 2024" teilnehmen, der größten Übung des westlichen Militärblocks seit Jahrzehnten. Teilnehmen sollen 90.000 Soldaten aus den 31 Mitgliedsstaaten des Blocks sowie aus Schweden. Bei dem Manöver wird die schnelle Verlegung von NATO-Truppen in die baltischen Staaten, nach Polen, Deutschland, Rumänien und Norwegen geübt und ein russischer Angriff auf NATO-Gebiet simuliert.
Mehr zum Thema - Strack-Zimmermann will Bundeswehr für Ausländer öffnen