Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) will – wie in Bayern – ein Genderverbot in der Verwaltung. Einen entsprechenden Vorschlag werde ÖVP-Chef und Bundeskanzler Karl Nehammer am Freitag im Vorfeld der Nationalratswahl präsentieren, berichtet die Gratis-Zeitung Heute.
Außerdem plädiert er dem Bericht zufolge für ein Verbot von "Gender-Missbrauch" und will "eine klare rechtliche Konkretisierung des Genderns". Nehammer will sein Vorhaben auch in den Bildungseinrichtungen durchsetzen: "Gendern darf nicht prüfungsrelevant und in wissenschaftlichen Arbeiten verpflichtend vorgeschrieben sein".
Das Ausschreiben beider Geschlechterformen halte der Kanzler hingegen für "sinnvoll".
Die Reaktionen in anderen österreichischen Parteien fielen gemischt aus. Frauensprecherin Meri Disoski (Grüne) spottete, der Bundeskanzler fürchte sich "vor Buchstaben, Doppelpunkten & Sternchen. Mit dieser Themensetzung konzentriert sich der Bundeskanzler auf Probleme, die es gar nicht gibt, um nicht über das Zukunftsthema Nummer 1 reden zu müssen: das Überleben unseres Planeten", ergänzte sie. Auch Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sieht darin eine "reine Ablenkungsdebatte", die man aus Wahlkämpfen in anderen Ländern kenne.
Aus der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) hieß es: "Nehammer ist der einzige Regierungschef in Europa, der sich mit Schreibregeln statt mit der Bekämpfung der Teuerung beschäftigt. Er ist schuld daran, dass Österreich die höchste Inflation in Westeuropa hat. Er sollte sich darum kümmern, dass Wohnen und Energie wieder leistbar werden und dass Menschen ihre Arzt- und OP-Termine rasch bekommen". Die SPÖ werde sich nicht an diese "absurden, peinlichen Debatte" beteiligen.
Ganz gegenteilig fiel die Reaktion der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) aus. Es müsse noch schärfer vorgegangen werden, meinte Bildungssprecher Hermann Brückl: "Tatsächlich wäre nämlich ein Verbot von Asterisk, Binnenmajuskel, Doppelpunkt und den sonstigen orthografischen Unsinnigkeiten in den Schulen das eigentliche Gebot der Stunde." Ein generelles Genderverbot müsse daher schon im nächsten Schuljahr kommen. Er sieht einen Zusammenhang mit den schlechten Ergebnissen österreichischer Schüler beim Lesen und Schreiben.
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