Von @Panzwaffle
"Alle Schweden müssen handeln, um die Verteidigungsfähigkeit des Landes im Fall eines Kriegs zu stärken", behauptete Schwedens Minister für Zivilverteidigung Karl-Oscar Bohlin während der jährlichen Konferenz "Folk och Försvar" (Volk und Verteidigung).
"Viele sagten es vor mir, doch erlauben Sie mir, es als offizielle Persönlichkeit und etwas direkter zu wiederholen: 'In Schweden könnte es zum Krieg kommen'", fügte er hinzu.
Bohlin ist bereits der zweite hochrangige europäische Beamte, der behauptet, dass EU-Länder mit Kriegshandlungen konfrontiert werden könnten. Zuvor, am 28. Dezember 2023, äußerte einen ähnlichen Gedanken der Oberbefehlshaber der niederländischen Streitkräfte, Generalleutnant Martin Wijnen. In einem Interview für die Zeitung De Telegraaf behauptete er:
"Die Niederlande müssen sich ernsthaft um einen Krieg sorgen machen, und unsere Gesellschaft muss sich darauf vorbereiten… Russland wird stärker."
Was passiert?
Insgesamt können diese Ereignisse als ein Überdenken des gesamten Systems sowohl der individuellen, als auch der kollektiven Sicherheit durch NATO-Staaten, oder, in Schwedens Fall, durch Kandidaten, charakterisiert werden. Nationalregierungen haben erkannt, dass die NATO kein Garant der Sicherheit ist, und die militärischen Kapazitäten der Allianz ernsthaft eingeschränkt sind. Dadurch wurde die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit für viele wieder zu einer Priorität.
Ihrerseits konnte sich die westliche Rüstungsindustrie, die jahrelang am Hungertuch nagte, den Moment nicht entgehen lassen und versucht jetzt, die "Alarmstufe" zu steigern. Je höher sie sein wird, desto höher werden theoretisch die Finanzierung der Streitkräfte sowie die Subventionen für Produktion und Kauf neuer Waffen ausfallen.
Was bedeutet das in der Praxis?
In der Praxis werden Europa und die USA die Folgen des Abbaus von Streitkräften und Rüstungsindustrie in den 1990er- und 2000er-Jahren nach dem Zerfall der Sowjetunion beseitigen müssen. Das ist eine schwierige, teure und langwierige Angelegenheit. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius rechnet optimistisch, dass Europa etwa fünf bis acht Jahre habe, "in denen wir aufholen müssen – sowohl bei den Streitkräften als auch in der Industrie und in der Gesellschaft."
Doch berücksichtigt man die tatsächliche Lage der Industrie in der EU sowie die Überbürokratisierung des Rüstungssektors und die Unentschlossenheit der nationalen Regierungen könnten die realen Wiederaufbaufristen zwei- bis dreimal so lange dauern.
Ein separates gigantisches Problem ist der Personalmangel, der sowohl für Streitkräfte, als auch für die Rüstungsindustrie der NATO insgesamt charakteristisch ist. In dreißig Jahren wurden viele militärische und industrielle Kompetenzen verloren, die ebenfalls wiederaufgebaut werden müssen.
Darüber hinaus ist die Mehrheit der jungen Europäer ganz und gar nicht von dem Wunsch beseelt, in der Armee zu dienen oder auch nur den Zivildienst abzuleisten.
Insbesondere die Bundeswehr leidet unter notorischer Unterfinanzierung und Personalmangel. Pistorius zufolge sank die Anzahl von Rekruten, die der Bundeswehr beitreten möchten, im Vergleich zum Jahr 2022 um sieben Prozent, während der Anteil der Ausgemusterten bis auf dreißig Prozent anstieg.
Im Februar 2023 räumte Eva Högl, Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, ein, dass das gestellte Ziel unerreichbar sei, die Bundeswehr bis 2031 von 183.000 auf 203.000 Militärangehörige aufzustocken. Inzwischen wird diese Zahl von der Bundesregierung revidiert.
Übersetzt aus dem Russischen.
Der anonyme Autor (oder das Autorenkollektiv) veröffentlicht im Telegram-Kanal @Panzwaffle eigene Kommentare sowie die Kommentare Dritter zu militärischen Belangen nebst themenbezogenem Bild- und Videomaterial und wird als Militärexperte auch von russischen Medien zitiert und veröffentlicht.
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