Bislang gab es vonseiten Russlands noch keinen offiziellen Kommentar zu den Vorwürfen Polens, wonach eine russische Rakete in den polnischen Luftraum eingedrungen sei. Ein Gesprächspartner im russischen Verteidigungsministerium gab gegenüber der Zeitung Iswestija an, zu welcher Sicht auf die Ereignisse die russischen Behörden neigen. Bei der Rakete könnte es sich um eine S-300 oder S-200 der ukrainischen Streitkräfte gehandelt haben, so eine Quelle im Verteidigungsministerium. Bereits in der Vergangenheit sei es vorgekommen, dass ukrainische Raketen sowjetischer Bauart auf polnisches Gebiet flogen und dort abgefangen wurden, erläuterte die Quelle.
Gemeint war damit offensichtlich ein Vorfall im November letzten Jahres, bei dem zwei Raketen nahe der polnischen Grenze eingeschlagen waren. Damals starben zwei Personen. Dies weckte Befürchtungen, dass der Konflikt auf das Nachbarland und NATO-Mitglied Polen übergreifen könnte. Schließlich stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine verirrte ukrainische Rakete handelte. Im April wurde zudem ein militärisches Objekt in einem Wald in der Nähe des Dorfes Zamość nahe der Stadt Bydgoszcz gefunden. Auch hier wurde später berichtet, dass es sich um eine ukrainische Rakete gehandelt habe.
Ein bisher nicht identifiziertes Flugobjekt hat nach Angaben der polnischen Armee am Freitagmorgen kurzzeitig den polnischen Luftraum durchflogen – RT DE berichtete. Der polnische Generalstabschef Wiesław Kukuła behauptete, dass es sich angeblich um eine russische Rakete gehandelt habe. Beweise dafür legte er jedoch nicht vor. Konkret sagte er vor Medienvertretern:
"Alles deutet darauf hin, dass eine russische Rakete in den polnischen Luftraum eingedrungen ist. Sie wurde von uns per Radar verfolgt, sie hat auch diesen Raum verlassen; wir haben Radar und alliierte Bestätigungen, um das zu beweisen."
Polens Generalstabschef sagte weiter, man habe in der Nacht die Flugbahn der meisten russischen Raketen verfolgt. Eine von ihnen habe dann angeblich die ukrainische Grenze zu Polen überflogen. "Wir haben unsere Flugzeuge angewiesen, sie abzufangen und falls nötig abzuschießen." Dies sei aber wegen der kurzen Zeit und der Art und Weise, wie die Rakete flog, nicht möglich gewesen. Sicherheitshalber würden nun gleichwohl Soldaten entlang der Flugbahn am Boden nach eventuellen Trümmern suchen.
Die Lage in der Ukraine hat sich in den vergangenen 24 Stunden stark zugespitzt. In der Nacht hat Russland in einem seiner größten Luftangriffe seit Februar 2022 die Ukraine mit 158 Drohnen und Raketen angegriffen. Die Angriffe richteten sich gegen kritische Infrastrukturen, Industrieanlagen und militärische Einrichtungen.
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