Nicolas Sarkozy, der frühere französische Präsident, sieht die Ukraine als ein Bindeglied zwischen Europa und Russland. In einem Gespräch mit der spanischen Zeitung El Mundo erklärte er, es sei ein "Fehler", die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine um jeden Preis anstreben zu wollen. Zugleich sagte Sarkozy, dass das Land jedes Recht habe, sich zu verteidigen.
"Die Berufung der Ukraine muss darin bestehen, ein neutrales Land zu bleiben – natürlich mit sehr starken Sicherheitsgarantien seitens der internationalen Gemeinschaft –, aber auch danach zu streben, wieder eine Brücke zwischen Russland und Europa zu werden."
Zugleich brachte Sarkozy sein Bedauern darüber zum Ausdruck, dass der jetzige französische Staatspräsident Emmanuel Macron die Kontakte nach Moskau zu früh beendet habe. Der Ex-Präsident Frankreichs meint, Macron habe recht gehabt, als er noch versuchte, einen Dialog mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu führen. Leider habe er die Gespräche mit Moskau aber nicht fortgesetzt, "wie ich es 2008 getan habe". Damals sei die Krise innerhalb von wenigen Tagen überwunden worden, erinnerte Sarkozy und spielte damit auf den Georgien-Konflikt im Jahr 2008 an.
Anfang August 2008 hatte georgisches Militär die Republik Südossetien mit Grad-Mehrfachraketenwerfern angegriffen und dabei einen Teil der Hauptstadt Zchinwal zerstört. Russland schickte seine Truppen zum Schutz der Bewohner Südossetiens, von denen viele die russische Staatsbürgerschaft angenommen hatten. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy traf sich damals mit seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew, um einen Waffenstillstand auszuhandeln. Nach fünftägigen Kampfhandlungen war der Konflikt beendet.
Im September 2022 hatte der derzeitige ukrainische Präsident Wladimir Selenskij mitgeteilt, einen Antrag auf beschleunigten NATO-Beitritt gestellt zu haben. Im Juli dieses Jahres verabschiedeten die NATO-Mitgliedsstaaten auf einem Gipfeltreffen in Vilnius ein mehrjähriges Unterstützungspaket für Kiew. In Moskau wies man damals darauf hin, dass man die Situation weiterhin genau beobachten werde und betonte zugleich, dass gerade die Pläne in Kiew zu einem NATO-Beitritt einer der Gründe für den Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine gewesen seien.
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