In einem Interview mit dem ehemaligen Schweizer Nachrichtenoffizier Jacques Baud widmet sich die Schweizer Wochenzeitung Die Weltwoche den Konflikten in der Ukraine und in Nahost.
Der Krieg in der Ukraine geht zu Ende und der Westen verliert ihn, machte Baud im Gespräch deutlich. Der Westen hat keines seiner Ziele erreicht. Baud bricht dabei mit dem westlichen Narrativ, die Ukraine sei grundlos von Russland überfallen worden und führe einen erbitterten Kampf um Freiheit und Demokratie.
Der Krieg sei im Gegenteil vom Westen provoziert worden. Dabei habe man allerdings sich selbst über- und Russland unterschätzt. Man gab sich Berichten hin, die von schlechter Ausrüstung und Ausbildung erzählten, hielt die Russen für dumm und unfähig. Damit habe man den größten Fehler gemacht, den man machen kann, nämlich den Gegner zu unterschätzen.
Der grundlegende Fehler sei gewesen, dass man sich im Westen nicht mit den Fakten beschäftigt, sondern sich Wunschdenken hingegeben habe, kritisiert Baud. Russland reibe in einem Abnutzungskrieg die ukrainische Armee auf. Damit hat das Land sein Ziel einer Entmilitarisierung der Ukraine faktisch erreicht.
Das westliche Kriegsziel sei ein Regime-Change in Russland gewesen. Dafür hat der Westen die Ukraine zynisch verheizt. Sie trägt die Hauptlast des Krieges, ohne dass das Ziel eines Regime-Changes in Russland erreicht wurde. Im Gegenteil wurde Putins Position noch gestärkt.
Man sei sich aber derart sicher gewesen, über Russland zu siegen, dass es nun an einem Plan B fehle. Selenskij werde fallen gelassen. Er verliere zudem den Rückhalt in der eigenen Bevölkerung. Hinter Selenskij sammeln sich noch die ultranationalistischen, rechten Kräfte. Sein politischer Gegner, der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschny, genießt dagegen das Vertrauen des Militärs. Baud spekuliert, dass ein Regime-Change in Kiew den Ausweg aus der verfahrenen Situation bereiten könnte.
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