Trotz Ukraine-Krieg: Russland ist zweitgrößter EU-Lieferant für LNG-Gas

Die EU-Staaten werden in diesem Jahr voraussichtlich Rekordmengen an russischem LNG importieren, nachdem die Lieferungen von Pipeline-Gas unter anderem aufgrund des Anschlags auf deutsche Infrastrukturen über Nord Stream komplett ausgefallen sind.

Die EU-Länder werden in diesem Jahr voraussichtlich Rekordmengen von russischem LNG oder Flüssigerdgas importieren, nachdem die Lieferungen von Pipeline-Gas über Nord Stream komplett ausgefallen sind. Es wird nun zudem bekannt, dass mehr als 20 Prozent der russischen LNG-Exporte nach Europa von europäischen Ländern in andere Regionen der Welt verschifft werden. Darüber berichtet die britische Zeitung Financial Times (FT). Dies bedeutet, dass europäische Gashändler damit auch Geld verdienen, da die Ware normalerweise zu einem höheren Preis weiterverkauft wird.

Den letzten Daten des amerikanischen Instituts für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) zufolge werden von den 17,8 Milliarden Kubikmetern Erdgas, die zwischen Januar und September dieses Jahres aus Russland in die EU verschifft wurden, 21 Prozent auf Schiffe mit Zielorten für Nicht-EU-Länder wie China, Japan und Bangladesch umgeladen. 

In Großbritannien und den Niederlanden sind Verträge für den sogenannten Umschlag von russischem Flüssigerdgas untersagt. Bei anderen westlichen Ländern läuft es nun differenziert ab: Zulässige russische Gaslieferungen sollen routinemäßig zwischen Tankern in Belgien, Frankreich und Spanien umgeladen werden, bevor sie an Käufer auf anderen Kontinenten exportiert werden. 

Im Jahr 2021 importierte die EU insgesamt (Pipeline-Gas und LNG) noch 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland. Um diese Menge zu ersetzen, setzt die Union nicht nur vermehrt auf Pipeline-Gas aus den Niederlanden und Norwegen, sondern hat auch ihre LNG-Importe aus den USA erhöht und einen Vertrag mit Katar für die Lieferung von verflüssigtem Gas abgeschlossen.

Zu aller Verwunderung zeigte aber eine Analyse von Branchendaten durch die Nichtregierungsorganisation Global Witness, dass bereits in den ersten sieben Monaten 2023 die EU-Importe von Flüssigerdgas aus Russland um 40 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 gestiegen sind. Im Gegensatz zu Kohle und Öl hat die EU bisher nämlich keine Sanktionen gegen russisches Gas verhängt.

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