"Hinsetzen und beruhigen": Litauens Präsident kritisiert Minister wegen Russland-Vorwürfen

Der litauische Außenminister solle sich "beruhigen" und aufhören, vor einem hypothetischen russischen Angriff zu warnen, sagte Präsident Gitanas Nausėda. In letzter Zeit seien alle Nachrichten über eine russische Aggression übertrieben gewesen.

Der litauische Präsident Gitanas Nausėda hat Außenminister Gabrielius Landsbergis aufgefordert, sich "hinzusetzen und zu beruhigen", nachdem der Diplomat behauptet hatte, dass "Russland in der Ukraine nicht aufgehalten werden und militärisch gegen NATO-Staaten vorgehen" könne.

Sollte Kiew zu Verhandlungen gezwungen werden, müsse sich die Welt, insbesondere die Nachbarländer der Ukraine, auf einen neuen Krieg vorbereiten, sagte Landsbergis diese Woche gegenüber der litauischen Nachrichtenagentur ELTA. Ihm zufolge könnte dieser Krieg "vielleicht in ein paar Jahren" beginnen. Er fügte hinzu, dass Russlands anhaltende militärische Modernisierung "gegen die NATO und gegen uns gerichtet" sei.

Auf diese Warnungen angesprochen, sagte Nauseda am Donnerstag zu Reportern:

"In den vergangenen Wochen oder Tagen ist nichts passiert, was wir nicht schon vorher wussten. Vorher waren die Einschätzungen stabil, und jetzt wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht. Ich würde dem Außenminister vorschlagen, sich einfach mal hinzusetzen und zu beruhigen."

Landsbergis gilt als einer der stärksten Unterstützer Kiews und forderte andere NATO-Staaten auf, den ukrainischen Streitkräften "alles zu geben, was wir haben". Darüber hinaus drohte er litauischen Künstlern mit Repressalien für Auftritte in Russland, unterstützte ein EU-weites Visaverbot für Russen und forderte Berichten zufolge einen "gewaltsamen Regierungswechsel" in Moskau.

Außerdem warnte er, dass sich die Sicherheitslage in Litauen in den kommenden Jahren erheblich ändern könnte. Deshalb sollte der Staat eine allgemeine Wehrpflicht einführen. Dieser Schritt wäre ein klares Signal an Moskau. "Ich denke, dass Litauen aktiv darüber nachdenken sollte, das Sicherheitskonzept und die Sicherheitspyramide, die vor 30 Jahren aufgebaut wurde, zu ändern", betonte der Minister.

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