Die USA haben in den letzten zwei Jahren den Löwenanteil der militärischen und finanziellen Hilfe an Kiew geleistet. Das Pentagon schätzt den Wert allein der Ausrüstung und Munition, die seit der Eskalation des Konflikts mit Russland im Februar 2022 in die Ukraine geliefert wurden, auf über 44 Milliarden Dollar.
In dem im letzten Monat an den Kongress gerichteten Antrag auf Soforthilfe für die Ukraine teilte das Weiße Haus mit, dass Kiew monatlich 1,1 Milliarden US-Dollar an Finanzspritzen erhält, die durch den neuen Vorschlag von 61 Milliarden US-Dollar auf 825 Millionen US-Dollar gekürzt würden, wobei man davon ausgeht, dass die Europäische Union (EU) und Japan die Differenz aufbringen werden.
Kiew befürchtet kein "Untergangsszenario"
Die ukrainische Regierung hofft nun auf Partnerschaften mit EU-Ländern, um den Kampf unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen 2024 fortsetzen zu können, sagte der ukrainische Außenminister Dmitrij Kuleba am Montag. Die Ergebnisse müsse man abwarten, so Kuleba.
Man bereite sich aber vor, "denn wir können es uns nicht erlauben, allein von der amerikanischen Unterstützung abzuhängen", sagte Kuleba der Zeitung Welt. Wegen "unserer Freunde in Europa und anderswo" denke er, dass man kein Untergangsszenario zu befürchten habe.
Kuleba wies darauf hin, dass seine Vorschläge für die gemeinsame Produktion von Waffen und Munition auf der jüngsten EU-Erweiterungskonferenz in Berlin zu seiner "Überraschung von den Außenministern positiv aufgenommen" worden seien. Daher investiere die Ukraine nun in großem Stil in die eigene Produktion aller möglichen Waffen, fahre die heimische Herstellung massiv hoch und "militarisiere" die ukrainische Wirtschaft.
Hälfte der Stromerzeugung beschädigt
Gleichzeitig mache sich die Ukraine nach den Worten ihres Außenministers auf den "schlimmsten Winter" ihrer Geschichte gefasst und bereitet sich auf großflächige Stromausfälle aufgrund russischer Raketenangriffe vor. Er selbst habe bereits "Dutzende Kerzen" gekauft und sein Vater einen Lastwagen mit Brennholz, verriet Kuleba. Moskau hatte im vergangenen Herbst als Reaktion auf die Bombardierung der Krim-Brücke begonnen, die ukrainische Energieinfrastruktur ins Visier zu nehmen.
Im Oktober forderte der ukrainische Energieminister German Galuschenko die Bevölkerung bereits auf, Generatoren zu kaufen und andere Maßnahmen zu ergreifen, um die Widerstandsfähigkeit gegen Stromausfälle zu erhöhen. Anfang Juli schätzte Galuschenko, dass durch russische Angriffe etwa 50 Prozent aller Stromerzeugungsanlagen beschädigt wurden, von denen einige nicht mehr zu reparieren sind.
Kampf gegen Korruption erfolgreich
Gegenüber Welt erklärte Kuleba, dass für Kiew die Frage der Lieferungen deutscher Taurus-Langstreckenraketen noch nicht abgeschlossen sei, die Ukraine werde aber ihr Bestes tun, um ihre Kraftwerke zu schützen. Auch über den ukrainischen Beitritt zur EU zeigte sich Kuleba betont optimistisch.
So habe er keine Zweifel daran, dass die Ukraine bald ein Teil der EU sein werde. Die Zusicherung habe er von seiner deutschen Amtskollegin, Annalena Baerbock, erhalten. Als Bedingung für den Beitritt müsse die Ukraine erst ihr Justizsystem reformieren und Maßnahmen gegen die Korruption verstärken.
In einem Artikel des Time-Magazins von letzter Woche wurde Selenskij als "wahnhaft" dargestellt – in den Worten seiner Berater – und der Krieg selbst als verlorene Sache, bei der jeder um ihn herum "stiehlt, als gäbe es kein Morgen". Kuleba bezeichnet diese Zitate als falsch und bestand darauf, dass die Ukraine erfolgreich gegen die Korruption kämpft.
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