Der monatelange Streik der Lkw-Fahrer der polnischen Spedition Mazur, die auf dem Rastplatz Gräfenhausen ausgeharrt hatten, wurde erfolgreich beendet. Nach Angaben der anfänglich etwa 120 Streikenden schuldete ihnen die Spedition insgesamt rund 500.000 Euro. Einzelne von ihnen hatten im Verlauf des Arbeitskampfes Zahlungen erhalten; 30 der verbliebenen 80 Fahrer waren zwischenzeitlich sogar in einen Hungerstreik getreten.
Während der gesamten Zeit konnten sich die Streikenden auf die Solidarität von Anwohnern und Gewerkschaften stützen. Der niederländische Verhandlungsführer Edwin Atema von der Europäischen Transportarbeitergewerkschaft sagte: "Das war wirklich schon ein humanitärer Krieg, was hier in Gräfenhausen in den letzten Monaten passiert ist."
Auch in Polen wurde Mazur inzwischen unter Druck gesetzt. Bei einer Kontrolle konnte die Firma die Fahrtenschreiberdaten nicht liefern, mit der Begründung, die Daten seien beschädigt. Der Premierminister wurde inzwischen aufgefordert, Maßnahmen gegen unseriöse Spediteure zu ergreifen.
Der DGB schilderte in einer Presseerklärung das Vorgehen der Firma, für die die Fahrer formell als Selbstständige tätig waren. Einem Fahrer wurde beispielsweise ein Monatsgehalt von 2.400 Euro versprochen, aber zuerst musste er die erforderlichen Unterlagen zahlen. Tatsächlich erhielt er pro Stunde dann zwischen 1,45 Euro und 3,59 Euro.
Trotz der Zahlung für die Unterlagen besaß er bei einer Kontrolle in Deutschland nicht die nötigen Nachweise, woraufhin gegen das Unternehmen eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro verhängt wurde, die es dem Fahrer daraufhin von seinem Gehalt abziehen wollte.
Die Fahrer von Mazur stammen aus Usbekistan, Tadschikistan, Georgien und Kasachstan. Wäre es ihnen nicht möglich gewesen, sich auf Russisch zu verständigen, hätten sie nicht erfolgreich gemeinsam handeln können.
Bereits im April waren weitere Fahrer von Mazur auf dem gleichen Rastplatz in einen Streik getreten. Damals war der polnische Inhaber der Firma in einem Panzerwagen mit bewaffneten Detektiven vorgefahren. Dennoch musste er am Ende klein beigeben.
Diesmal hatte es der Firmenchef mit Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen Erpressung versucht. Diese Anzeigen muss er nun zurückziehen und er musste außerdem zusichern, auch auf keine andere Art und Weise gegen die Fahrer vorzugehen.
Stefan Körzell, Vorstandsmitglied des DGB, freut sich über dieses Ergebnis, meint aber auch: "Jetzt müssen aus dem Vorfall in Gräfenhausen endlich Konsequenzen gezogen werden." Die polnischen Behörden müssten der Firma die Transportlizenz dauerhaft entziehen. Die erfolgreichen Fahrer dürften sich jetzt darauf freuen, endlich ihre Familien wiedersehen zu können.
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