Am Donnerstagabend sah Schwedens Ministerpräsident Ulf Kristersson den Zeitpunkt gekommen, um im Rahmen seiner im Fernsehen übertragenen Ansprache an die Nation zum Thema eskalierender Bandenkriege im Drogenmilieu die Bevölkerung möglichst zu beruhigen. Kristersson teilte mit, er habe den nationalen Polizeichef und ebenso den Oberbefehlshaber der Armee einbestellt, um gemeinsam zu erörtern, wie die schwedischen Streitkräfte die Polizei im Kampf gegen kriminelle Banden in Schweden unterstützen können. Dabei versprach er den Zuschauern:
"Wir werden die Banden zur Strecke bringen. Wir werden die Banden besiegen."
Die Notwendigkeit einer Unterstützung durch den Einsatz des Militärs ist dabei kein neues Phänomen, sondern wird durch die zuletzt bedingten Erfolge im Kampf gegen die organisierte Clankriminalität nahegelegt. Der Oberbefehlshaber Micael Bydén bestätigte in einem Interview mit der überregionalen schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter, dass es den schwedischen Streitkräften "nicht fremd sei, die Polizei bei der Bekämpfung der Bandenkriminalität zu unterstützen". Man sei auch seitens des Militärs dazu bereit, "über das Verbot der Anwendung militärischer Gewalt gegen Einzelpersonen zu diskutieren".
Bydén ergänzte, dass er der Regierung bereits "vor einigen Jahren einen Bericht vorgelegt" habe, in dem das Beispiel genannt wurde, durch "begleitenden Schutz und die Überwachung, einfache Aufgaben, dadurch entstandene Ressourcen für die Polizei freizusetzen". Der Oberbefehlshaber erwäge laut dem Aftonbladet diesbezügliche Änderungen gesetzlicher Vorgaben erneut vorzustellen. Diese sollen unter anderem beinhalten:
"Eine Ausweitung der Befugnisse der Militärpolizei und eine Überprüfung der Verordnung, die besagt, dass Angehörige der Streitkräfte 'nicht in Situationen eingesetzt werden dürfen, in denen die Gefahr besteht, dass sie Gewalt gegen Personen anwenden' …"
In seiner Rede erinnerte der Ministerpräsident diesbezüglich "an mehrere Beispiele für ungerechtfertigte Erschießungen", bei denen Menschen ohne Bandenhintergrund getötet worden waren, um aber gleichzeitig zu betonen, dies sei eine "schwierige Zeit für Schweden". Wörtlich sagte er in seiner Ansprache:
"Immer mehr Kinder und junge Menschen sind von dieser schweren Gewalt betroffen. Schweden hat so etwas noch nie erlebt, kein anderes Land in Europa erlebt so etwas."
Erst vor wenigen Tagen schockierte die Menschen im Land der Mord an einem 13-jährigen Jungen, der ebenfalls mit Streitigkeiten im rivalisierenden Drogenmilieu in Verbindung gebracht wurde. In dieser Woche wurde in einem Vorort von Stockholm ein junger Mann in der Nähe einer Sportanlage erschossen, auf der gerade ein Training mit Kindern stattfand. Am gleichen Abend kam es zu Schießereien in einem anderen Vorort, bei der zwei Menschen verletzt wurden, von denen einer später starb. In der Nacht zum Donnerstag starb schließlich eine nicht dem Bandenmilieu zugehörige 25-jährige Frau bei einer Explosion im 70 Kilometer entfernten Uppsala.
Der schwedische Sender SVT berichtete, dass allein in diesem Monat bereits elf Menschen erschossen wurden, darunter auch Unbeteiligte. Damit sei der September 2023 in Sachen Schusswaffengewalt der tödlichste Monat seit Ende 2019. Eine Polizeivertreterin informierte die anwesenden Journalisten in Uppsala mit der Erkenntnis:
"Die Kriminalität hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Die Lage in Uppsala und im Rest des Landes ist sehr ernst."
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