Die ukrainischen Behörden möchten nicht, dass die Länder der Europäischen Union (EU) Programme entwickeln, um ukrainische Bürger zu integrieren. Dies erklärte die Leiterin des staatlichen Migrationsdienstes der Ukraine, Natalija Naumenko, im Interview mit der Online-Zeitung censor.net.
Ukrainische Staatsbürger, die seit Ausbruch des Ukrainekriegs ihr Land verlassen haben, betrachte man nicht als Flüchtlinge, sagte Naumenko, sondern als Menschen, "die gezwungen wurden, die Ukraine zu verlassen". Fast alle Ukrainer hätten einen Status des vorübergehenden Schutzes erhalten. "Leider wird dieser vorübergehende Schutz ständig verlängert."
Demnach stelle jede Verlängerung des vorübergehenden Schutzes das große Risiko dar, "dass die Kinder in die Kindergärten und Schulen gehen und sich anpassen, und dass diese Familien nicht zurückkehren werden".
Monatliche Verluste in Milliardenhöhe
Die Richtigkeit der von der UNO veröffentlichten Angaben zur Anzahl im Ausland lebender Ukrainer stellte Naumenko infrage. Demnach würden sich derzeit rund acht Millionen Ukrainer außerhalb der Ukraine aufhalten, knapp ein Fünftel aller Einwohner, eine Zahl, die laut Naumenko "etwas übertrieben" sei. Dennoch betonte Naumenko, dass die Lage kompliziert sei. Die ukrainische Regierung versuche, Schritte zu unternehmen, um die Bürger zur Rückkehr zu bewegen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur TASS veröffentlichte das Zentrum für Wirtschaftsstrategien, eine ukrainische Nichtregierungsorganisation, eine Studie, der zufolge 1,3 bis 3,3 Mio. im Ausland lebende Ukrainer nicht in die Ukraine zurückkehren würden. In der Folge könnte die ukrainische Wirtschaft jährlich bis zu 6,9 Prozent ihres BIP verlieren. Laut dem ukrainischen Finanzminister Sergej Marchenko verliere die Wirtschaft der Ukraine aufgrund der im Ausland lebenden Ukrainer monatlich rund zwei Milliarden US-Dollar.
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