Die EU hat den Importstopp für ukrainisches Getreide am Freitagabend für beendet erklärt. Damit geht der Streit zwischen einigen südosteuropäischen und ostmitteleuropäischen Länder einerseits und der EU-Kommission andererseits in eine neue Runde (RT DE berichtete). Zu den innereuropäischen Reibereien war es gekommen, nachdem Russland das sogenannte Getreideabkommen nicht verlängert hatte, weil die westlichen Staaten ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen waren.
Nach der Aufhebung des Importverbots für ukrainisches Getreide erklärte Ungarn, an den Einfuhrbeschränkungen weiter festhalten zu wollen. Zuvor hatten bereits Polen, Rumänien und die Slowakei entsprechende Pläne angekündigt.
Hinter der Uneinigkeit im Westen könnten noch andere Interessen stehen, über die in der Regel wenig berichtet wird. So erklärte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán, dass es sich beim blockierten ukrainischen Getreide in Wirklichkeit eher um ein US-Handelsprodukt drehen dürfte. Denn die Flächen, auf denen es angebaut wird, seien wahrscheinlich "schon lange in den Händen der USA".
Diese Ansicht vertrat Orbán in einer Sendung des ungarischen Radiosenders Kossuth. Der ungarische Regierungschef erinnerte daran, dass die landwirtschaftlichen Produkte der Ukraine nicht in bedürftige Länder gelangen, sondern meist in Europa – und jedenfalls nicht in Hungergebieten landen:
"Wir wurden mit ukrainischem Getreide betrogen, und arme afrikanische Kinder sehen nicht ein Kilo Brot."
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