Die Menge buhte, pfiff und spottete während der Ansprache des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Eröffnung der Rugby-Weltmeisterschaft am Freitagabend. Die Buhrufe begannen, als Macron das Spielfeld im Stade de France in Paris betrat, und wurden lauter, als er mit seiner kaum hörbaren Rede begann.
Laut der Nachrichtenagentur AFP gab es eine ähnliche Reaktion, als der französische Staatschef auf Fernsehbildschirmen in speziellen Fanzonen in Paris und Marseille erschien.
Manuel Bompard, ein linker Abgeordneter der französischen Nationalversammlung, schrieb auf der Plattform X (ehemals Twitter):
"König Macron wurde vom französischen Volk ausgebuht! Wir werden ihn nie in Ruhe lassen!"
Macrons Popularität ist nach der Umsetzung der höchst unpopulären Rentenreform, bei der das Rentenalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben wird, stark gesunken. Der Schritt löste Anfang des Jahres breite Proteste aus. Die Opposition forderte ein Referendum in der Frage.
Im März setzte der französische Präsident die Reformen unter Umgehung des Parlaments auf der Grundlage von Artikel 49 der französischen Verfassung in Kraft. Dies löste weitere Proteste und Forderungen nach seinem Rücktritt aus.
Bastien Lachaud, ein Abgeordneter der linken Partei La France insoumise, kommentierte den Vorfall im Stadion wie folgt:
"Die Menschen haben die Beleidigungen und die Rentenreform nicht vergessen. Er hat den Empfang bekommen, den er verdient."
Stephanie Galzy, eine Abgeordnete der rechtsgerichteten Nationalen Sammlungsbewegung, nannte die Buhrufe "ein Symbol".
Die Eröffnungsfeier fand vor dem Spiel zwischen Frankreich und Neuseeland statt, das die französische Mannschaft mit 27:13 Punkten gewann.
Mathieu Lefèvre, Abgeordneter der regierenden Partei Renaissance, erklärte hingegen:
"Den Präsidenten der Republik auszubuhen, heißt Frankreich auszubuhen."
Mehr zum Thema – Macrons Rede vor den Botschaftern: Grenzkontrollen auch im Schengen-Raum