Bericht: Deutscher Softwarekonzern SAP lässt russische Kunden ohne Support zurück

SAP, ein deutscher Hersteller von Unternehmenssoftware, informiert seine Partner in Russland über die vollständige Einstellung des Kundensupports. Die Ende des Jahres auslaufenden Wartungsverträge werden nicht mehr erneuert.

SAP, ein deutscher Hersteller von Unternehmenssoftware, wird die Wartungsverträge mit seinen Partnern in Russland zum Jahresende kündigen. Darüber berichtet die Zeitung Kommersant. Lediglich die Nutzung von Cloud-Diensten bleibe bis zum Ablauf der Vertragslaufzeit bestehen.

Seit dem 4. September hätten rund 100 Kunden, die derzeit noch SAP-Softwaresysteme nutzen, solche Informationsbriefe erhalten, erläutert eine mit der Situation vertraute Quelle. 

Bereits im April 2022 hatte das Unternehmen offiziell seinen Rückzug aus Russland und Weißrussland "aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage" angekündigt. Der Support für einige Kunden lief aber zunächst weiter, da eine vorzeitige einseitige Beendigung Vertragsstrafen nach sich gezogen hätte. Danach kündigte SAP die Umstrukturierung seiner Büros an, ebenso die Versetzung seiner Mitarbeiter in andere Länder.

Anfang 2022 war SAP mit einem Marktanteil von bis zu 60 Prozent einer der größten Anbieter industrieller Spezialsoftware auf dem russischen Markt, schreibt Kommersant.

Die Kunden des deutschen Anbieters beginnen bereits damit, den technischen Support ihrer Systeme an lokale IT-Unternehmen zu übergeben. So teilte das russische Unternehmen Lab SP mit, es sei "vollkommen bereit, russische Kunden zu unterstützen". Das Unternehmen besteht aus Mitarbeitern, die sich seit vielen Jahren mit SAP-Produkten auskennen. Gleichzeitig betonten Experten im Gespräch mit der Zeitung, dass ein vollständiger Ersatz der SAP-Produkte derzeit nicht möglich sei.

Neben SAP hatten auch die US-Unternehmen der Softwarebranche Oracle und Microsoft angekündigt, Russland zu verlassen. Diese drei Konzerne waren Russlands führende Anbieter von Softwarelösungen. Die Informationssysteme der meisten großen russischen Handels- und Staatsunternehmen basieren auf deren Produkten.

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