Schwere Ausschreitungen gegen Flüchtlinge auf Zypern

Auf Zypern wurden am Freitagabend Flüchtlinge und deren Geschäfte angegriffen. Fünf Menschen wurden bei den Ausschreitungen verletzt. Die Polizei setzte Tränengas ein. Präsident Nikos Christodoulidis sprach von "beschämenden Bildern".

Nach einer Demonstration gegen Flüchtlinge hat es gestern Abend in der zypriotischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben. Rund 350 Vermummte griffen Geschäfte von Personen mit Migrationshintergrund und die Menschen selbst an, warfen Brandsätze und Steine und setzten Mülltonnen in Brand, wie die Zeitung Cyprus Times heute berichtete.

Die Polizei setzte Tränengas ein, fünf Menschen wurden verletzt, es gab 13 Festnahmen. Bei den Vermummten soll es sich Medienberichten zufolge um Rechtsextreme handeln. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Rechtsextreme in der Kleinstadt Chloraka Migranten angegriffen.

Fernsehbilder zeigten, wie Passanten sich in Sicherheit brachten, während die Vermummten "Migranten raus aus Zypern" skandierten und randalierten. Präsident Nikos Christodoulidis sprach von "beschämenden Bildern", wie der Sender RIK berichtete. Im Amtssitz des Präsidenten fand am Morgen eine Krisensitzung mit den zuständigen Ministern, der Polizei, dem Zivilschutz und der Feuerwehr statt.

Laut dem zypriotischen Innenministerium machen Geflüchtete mittlerweile sechs Prozent der Bevölkerung aus. Die kleine Inselrepublik verzeichnet außerdem gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Die Flüchtlingslager sind überfüllt, vielerorts haben sich Ghettos gebildet.

Die Republik Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. EU-Recht gilt nur im Südteil der Insel, dort leben rund 900.000 Menschen. Im Norden sind es rund 300.000. Die zypriotischen Regierungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder beklagt, dass Geflüchtete aus der Türkei legal nach Nordzypern reisen und von dort über die grüne Grenze nach Südzypern und damit in die EU gelangen.

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