Seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts ruft Estland wiederholt zum Abbruch der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Russland auf. Die Zeitung Delfi Forte weist jedoch darauf hin, dass der Umfang der Exporte aus Estland nach Russland allen Parolen zum Trotz weiter steigt. Darüber hinaus ist Moskau laut den jüngsten Zollstatistiken zum größten Handelspartner des baltischen Staates außerhalb der Europäischen Union geworden.
Vor dem Beginn der militärischen Sonderoperation im Februar 2022 hatten die estnischen Exporte in Nicht-EU-Länder einen Gesamtumfang von 375,2 Millionen Euro erreicht, führt Delfi Forte aus offiziellen Daten an. Russland galt mit einem Anteil von 15,1 Prozent als zweitgrößter Zielmarkt für die estnische Wirtschaft außerhalb der EU. Nach einem Jahr ging die Exportaktivität zwischen den beiden Ländern zurück, allerdings um etwa ein Prozent. Bereits im März 2023 lag Russland mit knapp 16 Prozent an der Spitze. Im Mai und Juni blieb Moskau ebenfalls in der Führungsposition.
Aus den Zahlen gehe hervor, dass die tatsächlichen Ausfuhrstatistiken mit den Empfehlungen der Behörden in Widerspruch stünden, betont die Zeitung. Estlands Wirtschaftsminister Tiit Riisalo meint, dass der Staat kein Babysitter für Unternehmen sei und ihnen nicht jeden Schritt diktieren werde. Premierministerin Kaja Kallas fordert jedoch, jegliche Geschäftsaktivitäten mit Russland abzubrechen. Ihr zufolge müssten estnische Unternehmen einen "moralischen Kompass" finden und die Unterstützung der russischen Wirtschaft aufgeben.
In den vergangenen Wochen fand sich Kallas aber im Fokus eines politischen Skandals wieder. Laut Medienberichten soll ihr Ehemann mit einem Unternehmen verbunden sein, das inmitten des Ukraine-Konflikts und trotz der EU-Sanktionen Geschäfte mit Russland macht. Oppositionspolitiker stellen Kallas Ethik in Frage, einige fordern ihren Rücktritt.
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