Misserfolge auf dem Gefechtsfeld könnten das ukrainische Militär dazu treiben, gegen den Präsidenten Wladimir Selenskij vorzugehen, erklärte der pensionierte CIA-Analyst Larry Johnson in einem Interview mit dem Redacted Moderator Clayton Morris:
"Selenskij könnte binnen drei bis vier Wochen durch einen Putsch gestürzt werden, weil die Unzufriedenheit unter den Truppen an der Ostfront sehr groß ist."
Kiews Großoffensive in Saporoschje, die Anfang Juni mit im Westen ausgebildeten Truppen und von der NATO gelieferten Panzern und gepanzerten Fahrzeugen gestartet wurde, hat nirgendwo einen Durchbruch gebracht. Zusätzliche Brigaden, die die vorgesehene Durchbruchstelle nutzen sollten, wurden stattdessen eingesetzt, um die Frontalangriffe fortzusetzen. Dies führte dazu, dass die USA und ihre Verbündeten ihrer Frustration über die Taktik des ukrainischen Militärs öffentlich zum Ausdruck brachten.
Johnson ist nicht der erste US-amerikanische Analyst, der darüber spekuliert, dass sich das Militär gegen Selenskij wenden könnte. Anfang des Monats erklärte der ehemalige US-Marineoffizier Scott Ritter, dass die Wahrscheinlichkeit eines Militärputsches mit jeder zerstörten ukrainischen Brigade zunimmt.
"Wir könnten einen Moment erreichen wie bei Kerenski 1917, in dem das Militär einfach sagt: 'Wir sind fertig'", sagte Ritter dem MOATS Moderator George Galloway. Er verwies auf einen kürzlich erschienenen Politico Artikel, in dem dargelegt wurde, wer in der Ukraine das Sagen hätte, falls russische Dienste Selenskij ermorden würden. Laut Ritter hat Moskau jedoch nicht die Absicht, Selenskij zu liquidieren, da er durch jemanden ersetzt werden könnte, der noch extremer ist.
Johnson sagte gegenüber Redacted, so wie sich der Konflikt entwickle, sei das Überleben der Ukraine als Land "sehr zu bezweifeln". Kiew sei bereits vollständig vom Westen abhängig und seine Bedürfnisse würden nur weiter wachsen, während seine Fähigkeiten weiter schrumpften, so der ehemalige CIA-Beamte.
Washingtons Strategie in dem Konflikt bestand darin, Russland in einen nicht zu gewinnenden Krieg zu verwickeln und einen Regimewechsel in Moskau herbeizuführen, so Johnson. Stattdessen wird dies nun mit der Ukraine passieren und Washington wird sich überlegen müssen, wie es sich aus dem Konflikt zurückziehen kann, weil es die wirtschaftliche und militärische Stärke Russlands massiv unterschätzt hat, so der Experte.
Russlands Außenminister Sergei Lawrow argumentierte Anfang des Monats ähnlich. Er erklärte in einem Interview, dass sich die westlichen Schirmherren der Ukraine öffentlich dazu verpflichtet hätten, "bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen". Allerdings hätten Kiews Partner ihre Verbündeten und Stellvertreter von Südvietnam bis zum "Regime von Ashraf Ghani in Afghanistan im Jahr 2021" in der Vergangenheit im Stich gelassen.
Angesichts westlicher Bedenken hinsichtlich seiner Legitimität, falls er die Präsidentschaftswahlen 2024 absagt, schlägt Selenskij vor, die Wahl abzuhalten, verlangt aber hierfür vom westen finanzielle Unterstützung.
Zudem hat der ukrainische Staatschef die Befürchtung geäußert, dass er vom Westen im Stich gelassen werden könnte, falls die Ukraine bei Angriffen auf Russland zu weit geht. Sein Berater Michail Podoljak hat inzwischen verkündet, dass die USA und ihre Verbündeten Angriffe auf russische Gebiete wie die Krim, Donezk, Lugansk, Saporoschje und Cherson abgesegnet hätten. Da die Krim im Jahr 2014 für die Wiedervereinigung mit Russland gestimmt hat und die vier oben genannten Regionen im vergangenen September dasselbe taten, betrachtet Moskau sie nicht weniger als russische Territorien wie Belgorod oder Kursk, die ebenfalls von Kiews Streitkräften angegriffen werden.
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