Einer der ukrainischen Rekruten, die nach Deutschland geschickt wurden, um im Umgang mit westlichen Waffen geschult zu werden, ist 71 Jahre alt, berichtet die Financial Times. Laut Angaben der britischen Zeitung vom Montag habe sich der ältere Mann freiwillig für das ukrainische Militär gemeldet.
NATO-Ausbilder, die auf einem Militärstützpunkt in der Nähe von Klietz in Sachsen-Anhalt arbeiten, äußern gegenüber der FT, dass sie zwar von der "enormen Motivation" der ukrainischen Auszubildenden beeindruckt seien, dass aber das Alter und die Fähigkeiten derjenigen, die ankommen, um den Umgang mit Waffen zu lernen, "sehr unterschiedlich" seien.
Die ukrainischen Befehlshaber an der Front zögen es oft vor, ihre besten Soldaten in den Schützengräben zu behalten, anstatt sie zur Ausbildung ins Ausland zu schicken, beklagen die Ausbilder.
Nick Reynolds, Forschungsstipendiat für Landkriegsführung beim britischen Think-Tank für Verteidigung und Sicherheit, dem Royal United Services Institute (RUSI), erklärt gegenüber der FT, dass die vom Westen angebotene militärische Ausbildung in vielen Fällen nicht den Erwartungen Kiews entsprochen habe.
Die Ukraine möchte, dass ihre Truppen mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Artillerie und Drohnen üben, und zwar unter Bedingungen, die denen auf dem tatsächlichen Gefechtsfeld entsprechen, die aber auch für die beteiligten Soldaten riskant sein können, so Reynolds. Die europäischen Nationen haben jedoch eine geringe Toleranz gegenüber Ausbildungsunfällen, und dieser Ansatz "passt nicht zu den Anforderungen [Kiews] an die Auszubildenden", erläutert er.
Einer der deutschen Ausbilder berichtet, dass er einige Spannungen mit älteren ukrainischen Befehlshabern hatte, die ihre militärische Ausbildung zu Sowjetzeiten erhalten hatten und "denken, sie wüssten es besser".
Die größte Herausforderung für das europäische Programm, das den ukrainischen Truppen den Umgang mit westlicher Ausrüstung beibringen soll, sei jedoch der Mangel an Dolmetschern, sagt Martin Bonn, ein niederländischer Brigadegeneral und stellvertretender Leiter der multinationalen EU-Ausbildungsmission.
"Die große Herausforderung ist die Übersetzung von Wörtern, die in einem militärischen oder technischen Kontext verwendet werden [...] Wörter, die niemand im täglichen Leben benutzt", führt Bonn aus.
Sprachprobleme haben Berichten zufolge auch die Ausbildung ukrainischer Piloten für die von den USA entwickelten F-16-Kampfjets behindert \u<> ein Programm, das derzeit in Dänemark läuft.
Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh warnte letzte Woche, dass Washington der Übergabe von F-16-Kampfflugzeugen durch europäische Länder an Kiew erst dann grünes Licht geben werde, wenn die ukrainischen Piloten lernen, richtig Englisch zu sprechen.
Moskau hat wiederholt davor gewarnt, dass Waffenlieferungen an die Ukraine durch die USA und ihre europäischen Verbündeten die Kämpfe nur verlängern und das Risiko einer direkten Konfrontation zwischen Russland und der NATO erhöhen. Russischen Beamten zufolge bedeuten die Lieferung von Waffen und die Ausbildung der Kiewer Truppen sowie der Austausch von Geheimdienstinformationen, dass die westlichen Staaten bereits de facto Parteien des Konflikts sind.
Mehr zum Thema - Neue Töne aus Brüssel: EU-Militärausschuss glaubt nicht mehr an Erfolg Kiews