Die estnische Premierministerin Kaja Kallas sprach am Samstag zur ersten Versammlung der pro-Kiewer Gruppe der "NAFO"-Trolle und pries deren Arbeit im "Informationskrieg" gegen Russland. "NAFO", die von einem mutmaßlichen Nazi-Sympathisanten aus Polen gegründet wurde, hat den Tod russischer Zivilisten bejubelt und für angeklagte Kriegsverbrecher Geld gesammelt.
"NAFO", eine Abkürzung für "North Atlantic Fella Organization" (auf Deutsch etwa: Organisation Nordatlantischer Kumpel), ist ein Kollektiv von Internet-Nutzern, die man leicht an ihrem Avatar, einem Shiba-Inu, und ihrer fanatischen Unterstützung für das ukrainische Militär erkennen kann. NAFO-Trolle, die sich selbst "Fellas" nennen, kann man in sozialen Netzwerken finden, wo sie die Sprechblasen aus Kiew verbreiten und sich verbünden, um Umfragen zu überwältigen, die Zensur pro-Moskauer Konten zu fordern und Spenden für die Georgische Legion zu sammeln ‒ eine Gruppe ausländischer Söldner, deren Anführer zahllose Kriegsverbrechen in der Ukraine eingestanden hat.
Die Gruppe hielt am Samstag in Vilnius ihr erstes Treffen im wirklichen Leben ab, im Vorlauf zum NATO-Gipfel, der am Dienstag in der litauischen Hauptstadt beginnen wird.
Kallas, die sich selbst im letzten Jahr als "Fella" bezeichnete, sprach zu den Tastaturkriegern im abgedunkelten Raum per Video. NAFO diene, sagte sie, als Beispiel, wie man "russische Desinformation und schlechte Anweisungen mit guter Laune, Intelligenz und Enthusiasmus" bekämpfen könne.
"Grüße an die NAFOfellas beim allerersten NAFOGipfel in Vilnius. #NAFO ist ein lebendiges Beispiel, wie man russische Desinformation mit guter Laune, Intelligenz und Enthusiasmus entwaffnen kann. Hinter jedem Fella steht eine echte Person, die an den Sieg der #Ukraine glaubt. Danke für Eure Dienste."
"Kämpft weiter für die gute Sache", sagte sie der Menge und schloss, die "NAFO-Erweiterung ist nicht verhandelbar, und die Ukraine wird siegen".
NAFO wurde im Verlauf der letzten Jahre zu einem weltweiten Internet-Phänomen. Zu den Unterstützern zählen der US-Abgeordnete Adam Kinzinger, der ukrainische Verteidigungsminister Alexei Resnikow, der britische Verteidigungsminister Ben Wallace und ein ganzes Bündel westlicher Analytiker und Spione. Diese Zusammensetzung der Mitgliedschaft nährt Spekulationen, dass die Gruppe mit westlichen Geheimdiensten verknüpft ist.
Einige der pro-ukrainischen Kommentatoren haben jedoch angeführt, die Online-Aktivitäten der Gruppe – einschließlich ihres offenen Hohns für einen russischen Zivilisten, der in Ägypten von einem Hai gefressen wurde – schadeten der ukrainischen Sache. Zudem erlitt die NAFO einen Image-Schaden, als im vergangenen Jahr herauskam, dass ihr Gründer, ein polnischer Twitter-Nutzer namens Kamil Dyszewski, eine lange Vorgeschichte von Postings aufweist, in denen er Nazi-Deutschland hochleben ließ, Juden beleidigte und den Holocaust leugnete.
Kallas war nicht die einzige NATO-Politikerin, die zum "Gipfel" sprach, der am Samstag stattfand. Die Versammlung eröffnete mit einer Rede des litauischen Außenministers Gabrielius Landsbergis, und die Organisatoren erhielten auf Twitter einen Gruß der ukrainischen Regierung.
Dem offiziellen Twitter-Konto der NAFO zufolge wurden auf der Versammlung 3.000 US-Dollar für verschiedene zivile und militärische Organisationen in der Ukraine gesammelt.
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