Der Polizist, der am Dienstag in Nanterre, einem Pariser Vorort, den Tod eines 17-jährigen Jungen durch einen Schuss in das fortfahrende Auto verursacht haben soll, wurde am 29. Juni in Untersuchungshaft genommen. Zuvor war der Beamte wegen "vorsätzlicher Tötung" angeklagt worden. Der ermittelnde Staatsanwalt von Nanterre hatte die Inhaftierung "in Anbetracht der Fakten und der Notwendigkeit, die Ermittlungen aufrechtzuerhalten" beantragt.
Im Anschluss an einen Trauermarsch für den erschossenen Jugendlichen in Nanterre mit rund 6.000 Teilnehmern kam es am Donnerstagabend zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Die Beamten wurden mit Molotow-Cocktails beworfen. In der Vorstadt eskalierte dann die Gewalt ununterbrochen, so wurde eine Filiale der Bank Credit Mutuel in Brand gesteckt, wobei die Flammen auf ein darüber gelegenes Wohngebäude übergriffen. Die Feuerwehr löschte den Brand, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.
In der Nacht lieferten sich protestierende Einwohner und die Polizei landesweit regelrechte Straßenschlachten. Unter anderem wurde ein Bus-Depot nördlich von Paris angezündet:
40.000 Polizisten waren in der Nacht auf Freitag landesweit mobilisiert. So in Lille, Lyon, Toulouse und in Bordeaux. In Grenoble wurde ein fahrender Bus mit Feuerwerkskörpern beschossen. Dieses Video ist aus der Stadt Lille, im Norden Frankreichs, nahe der Grenze zu Belgien.
Auch in der belgischen Hauptstadt Brüssel ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Ordnungskräften gekommen. Nach Angaben der belgischen Nachrichtenagentur Belga wurden etwa 30 Menschen festgenommen, ein Großteil davon waren Minderjährige. Ein Teil des öffentlichen Personennahverkehrs musste eingestellt werden.
Am Donnerstag stellten die beiden mit den Ermittlungen beauftragten Untersuchungsrichter laut Le Parisien fest, "dass der Einsatz der Waffe durch den Brigadier weder der Notwehr noch Artikel L. 435-1 des Gesetzes über innere Sicherheit entsprach, der es Polizisten und Gendarmen erlaubt, bei einer Befehlsverweigerung das Feuer zu eröffnen".
In Polizeigewahrsam erklärte der verantwortliche 38-jährige Polizist seine Tat bei der Personenkontrolle damit, dass er "eine weitere Flucht verhindern wollte" und dass er aufgrund der Gefährlichkeit des Fahrstils Angst gehabt habe, "dass jemand überfahren werden könnte". Zudem befürchtete der Beamte, beim spontanen Losfahren des 17-Jährigen verletzt zu werden. Die weiteren Ermittlungen müssen die Umstände des Schusses klären.
Zwei Motorradpolizisten wollten zunächst das von dem Jugendlichen gesteuerte Fahrzeug kontrollieren, das mit hoher Geschwindigkeit "auf einer Busspur" fuhr. Dabei forderten sie ihn vergeblich zum Anhalten auf. Einige Dutzend Meter weiter steckte der gelbe Mercedes des jungen Mannes dann im Stau fest und es kam zu der tödlichen Tragödie.
Bei den eskalierenden Protesten kam es auch zu Plünderungen und ausufernden Zerstörungswellen:
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