Auf stürmischer See war das offenbar völlig überbesetzte Fischerboot 75 Kilometer südwestlich des Peloponnes gekentert. Im Ionischen Meer vor der griechischen Küste ist eine Rettungsmission im Gange, an der sich Kriegsschiffe, Hubschrauber der Luftwaffe und sechs Frachter sowie weitere Schiffe beteiligen.
Bei dem Unglück seien mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen, 104 Menschen konnten bisher gerettet werden. Zunächst war von 59 Ertrunkenen die Rede. Befürchtet wird eine noch wesentlich höhere Opferzahl.
Denn insgesamt könnten sich bis zu 400 Personen an Bord des nur 30 Meter langen Fischerboots befunden haben, das die Flüchtlinge von Libyen nach Italien bringen sollte. Bei den Passagieren handelte es sich überwiegend um junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren, die über keine Schwimmwesten oder andere Rettungsmittel verfügt haben sollen, wie das RND meldet.
Inzwischen hat sich die griechische Staatspräsidentin Ekateríni Sakellaropoúlou auf den Peloponnes begeben, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Vier Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt, um Verletzte aufzunehmen, sollten sich welche unter den Geretteten befinden.
Bereits am gestrigen Dienstag sollen italienische Stellen die griechischen Behörden darüber informiert haben, dass ein voll besetzter Fischerkutter in dem Seegebiet unterwegs sei, für das Griechenland bei Such- und Rettungseinsätzen zuständig ist. Zuvor hatte ein Frontex-Überwachungsflugzeug das Fischerboot 47 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes ausgemacht. Zwar hatten, wie berichtet wird, sowohl die griechische Küstenwache als auch Frachter in der Nähe den Flüchtlingen per Funk wiederholt Hilfe angeboten, doch diese hätten sie abgelehnt.
Schließlich sei das Fischerboot dann am frühen Morgen bei stürmischer See gekentert und daraufhin gesunken. Wie Überlebende berichteten, war das Boot im libyschen Tobruk nach Italien ausgelaufen. Über die Staatsangehörigkeit der an Bord befindlichen Personen wurden noch keine Angaben gemacht.
Nicht nur im zentralen Mittelmeer, sondern auch im Seegebiet zwischen der Türkei und Nordafrika häufen sich die Havarien von Flüchtlingsbooten, die meist alt und seeuntüchtig sind. In der Regel gibt es keinen ausgebildeten Bootsführer an Bord und keine oder nur zu wenige Rettungsmittel. Wie die Welt berichtet, seien im vergangenen Jahr nach UN-Angaben in der betreffenden Region mindestens 326 Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ertrunken. Allerdings liegt die Dunkelziffer der Toten, von der die Küstenwachen ausgehen, wesentlich höher.
Mehr zum Thema - Familienministerium: Zahl unbegleiteter ausländischer Kinder mehr als verdoppelt