Ukrainische Behörden: Salzgehalt des Schwarzen Meeres sinkt nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms

Kiew meldet einen starken Rückgang des Salzgehalts im Schwarzen Meer, der auf die Explosion des Wasserkraftwerks Kachowka zurückzuführen ist. Der Salzgehalt liege fast um das Dreifache unter der Norm. Umweltschützer warnen vor der Gefahr einer gefährlichen Algenblüte.

Der Salzgehalt des Schwarzen Meeres ist nach der Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka und der unkontrollierten Einleitung von Süßwasser stark gesunken. Dies berichtet der Telegram-Kanal des ukrainischen Hauptquartiers zur Beseitigung der Folgen des Vorfalls.

Spezialisten haben an mehreren Orten in der Nähe von Odessa Meerwasserproben genommen. Im Dorf Nowaja Dofinowka lag der Salzgehalt des Wassers um das 2,7-Fache unter der Norm und der Eisengehalt um das Neunfache. Am Strand Lanscheron lag der Salzgehalt des Wassers 2,9-fach unter der Norm, der Eisengehalt 5,2-fach. Im Ferienort Bolschoi Fontan sank der Salzgehalt um das 2,9-Fache, der Eisengehalt um das 3,4-Fache.

Umweltschützer haben bereits früher auf die Gefahr hingewiesen, dass Wasser aus dem Kachowka-Stausee ins Meer fließt. Vor allem spülten die Wasserströme giftige Stoffe aus Abwasserkanälen und Deponien aus, so der Ökologe Wladislaw Balinski. Die Entsalzung des Schwarzen Meeres durch Tausende Tonnen Wasser aus dem Stausee könne zu zerstörerischen Prozessen führen, wenn die Luft- und Wassertemperaturen noch weiter ansteigen. Das Süßwasser würde zu gefährlichen Blaualgenblüten führen, die bereits in der Vergangenheit nach starken Regenfällen aufgetreten sind; diesmal werde das Problem aber viel größer sein, so Balinski.

Der Einsturz des Staudamms des Kachowka-Wasserkraftwerks ereignete sich am Morgen des 6. Juni. Moskau und Kiew schieben sich gegenseitig die Schuld für die Zerstörung des Damms zu. Es bestehe die Gefahr, dass der Pegel des Nord-Krim-Kanals, der die Krim mit Frischwasser aus dem Dnjepr versorgt, absinke, erläuterte Krim-Chef Sergei Aksjonow. Dieser Kanal versorge die Krim mit Wasser und deckt rund 85 Prozent des Bedarfs der Bewohner der Halbinsel. Aksjonow sagte:

"Was die Wasserversorgung angeht, ist die Krim durch nichts bedroht. Derzeit werden die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um die Verluste zu minimieren und die verfügbaren Wasserreserven in den an den Kanal angeschlossenen Stauseen zu erhalten. Der Reisanbau ist jedoch bedroht – mehr als 3.000 Hektar wurden gepflanzt."

Waleri Malinin, Geograph und Professor an der Russischen Staatlichen Hydrometeorologischen Universität, warnte:

"Wir erinnern uns, dass es Cholera-Epidemien und andere Infektionskrankheiten gegeben hat. Es ist nicht ausgeschlossen, dass derartige Keime in das Wasser gelangen könnten."

Er bezeichnete das Geschehen als "eine sehr schwere Katastrophe, möglicherweise die schwerste in Europa in unserem Jahrhundert".

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