Der serbische Präsident Aleksandar Vučić hat bekannt gegeben, dass er jeden Tag mehr als 200 direkte Morddrohungen erhält. Damit reagierte er auf die Bitte von Journalisten, sich zu einer Demonstration der Opposition in Belgrad vom Vortag zu äußern, zu der Teilnehmer eine "erhängte" Puppe mitbrachten, die Vučić ähnelte. Der Spitzenpolitiker wörtlich:
"Mein Job ist es, solchen Dreck und solche Abscheulichkeiten zu ertragen. Ich bin der Präsident der Republik, und es ist meine Aufgabe, sogar die Androhung von Gewaltakten zu ertragen. Ich weiß nicht, ob das rechtlich verfolgt wird. Jeden Tag erhalte ich mehr als 200 Todesdrohungen."
Seit mehreren Wochen finden in dem Land Proteste unter dem Motto "Serbien gegen Gewalt" statt. Auslöser für die Proteste sind die Schießereien an serbischen Schulen, bei denen 17 Menschen getötet wurden.
Die Proteste werden von der Demokratischen Partei, der Volkspartei, der Partei Zusammen, der Partei Freiheit und Wahrheit und der Freien Bürgerbewegung organisiert. Die Demonstranten fordern unter anderem den Rücktritt Vučićs, die Entlassung von Innenminister Bratislav Gašić und Bildungsminister Branko Ružić, eine geringere Kontrolle der Medien und das Verbot von Programmen, die zu Gewalt und Aggression aufrufen.
Auf die Frage von Journalisten, wie Vučić zu den Forderungen der Opposition stehe, sagte der Präsident, dass zwei von ihnen bereits erfüllt worden seien: die Entlassung von Ružić und die Absetzung einer Reality-TV-Show, berichtete RTS. Vučić betonte jedoch, dass er weder den Rücktritt Gašićs noch die Bildung einer Übergangsregierung in Serbien zulassen werde:
"Die Regierung wird auf der Grundlage der Wahlergebnisse gebildet. Es wird keine Übergangsregierung geben, solange ich Präsident bin."
Mitte Mai hatte der serbische Präsident mit Blick auf die Proteste erklärt, es gebe Versuche "farbiger Revolutionen", vor denen das Land von "Schwesterorganisationen aus dem Osten" gewarnt werde.
Die größte Kundgebung zur Unterstützung von Präsident Vučić und seiner Regierung fand am 26. Mai in Belgrad statt. Trotz sintflutartiger Regenfälle versammelten sich nach Angaben regierungsnaher Medien 200.000 Menschen.
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