Erneut Zusammenstöße im Norden des Kosovo – KFOR setzt Schusswaffen ein

Nachdem es in der serbisch bewohnten Stadt Zvečan im Norden des Kosovo schon am Freitag zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und serbischen Zivilisten gekommen war, unternahmen die kosovarischen Kräfte, offenbar unterstützt durch die KFOR, am Montag erneut den Versuch, das Rathaus zu erstürmen. Aktuell kommt es zu Zusammenstößen und Explosionen. Es werden Verletzte gemeldet.

Wie RT Balkan aus dem Kosovo meldet, kommt es seit einigen Stunden zu schweren Zusammenstößen zwischen der serbischen Bevölkerungsmehrheit im Norden des Kosovo einerseits und kosovarischen Polizeikräften sowie der KFOR andererseits. KFOR-Kräfte sollen dabei Schusswaffen gegen unbewaffnete Zivilisten eingesetzt haben, es gibt Verletzte.

Anderen Informationen zufolge haben die kosovarisch-albanischen Polizeikräfte das Feuer auf die serbischen Zivilisten eröffnet. 

RT Balkan berichtet weiter, dass in mehreren serbischen Gemeinden in der Region seit den frühen Morgenstunden ein "Belagerungszustand" herrscht, darunter in der Gemeinde Zvečan, die am Freitag zum Schauplatz eines Versuchs der kosovarischen Polizei wurde, die Gemeindeverwaltung zu erstürmen

Anlass der heutigen Zusammenstöße war offensichtlich ein erneuter Versuch, die Gemeindeverwaltung von Zvečan unter kosovarische Kontrolle zu bringen. An den Zusammenstößen beteiligten sich diesmal nach Meldungen der serbischen Seite neben den kosovarisch-albanischen Polizeikräften auch bewaffnete Kräfte der KFOR. Auf Videos ist zu erkennen, wie die zum Rathaus stürmenden Menschen die serbischen Verteidiger auf dem Vorplatz des Rathauses um mehrere Dutzend Meter zurückdrängen. Die Kontrolle über den unmittelbaren Vorplatz halten derzeit Polizeikräfte, die mit Schildern und Gummiknüppeln ausgerüstet sind.

Gegen 16:30 Uhr kam es zu einem heftigen Konflikt zwischen KFOR-Mitgliedern und Serben, die vor einem Spezialfahrzeug der KFOR saßen und die Insassen nicht aussteigen ließen. In der Stadt waren Explosionen zu hören. 

Ebenso von der Eskalation betroffen waren am Montag die serbischen Gemeinden Zubin Potok und Leposavić. 

Russlands Außenminister Sergei Lawrow hatte erst am Montagmorgen vor einer Eskalation im Kosovo gewarnt. 

"In der Mitte Europas bahnt sich eine große Explosion an. Genau an dem Ort, an dem die NATO 1999 eine Aggression gegen Jugoslawien durchführte, die gegen jeden denkbaren Grundsatz der Schlussakte von Helsinki und der OSZE-Dokumente verstieß. Die Situation ist besorgniserregend, aber der Westen hat einen Kurs der totalen Unterwerfung all jener eingeschlagen, die in irgendeiner Weise ihre eigene Meinung äußern", wird Lawrow von RIA Nowosti zitiert.

Der serbische Verteidigungsminister Miloš Vučević erklärte am Vortag, die Spannungen im Kosovo hätten einen neuen Höhepunkt erreicht und drohten in einen bewaffneten Konflikt umzuschlagen. Aufgrund der eskalierenden Spannungen halten serbische Armee-Einheiten weiterhin Stellungen in der Nähe der Verwaltungsgrenze des Kosovo besetzt.

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