Gegenseitiger Boykott: Georgische Airline erklärt Staatschefin zur unerwünschten Passagierin

Der Konflikt zwischen der georgischen Präsidentin Salome Surabischwili und der Fluggesellschaft Georgian Airways eskaliert weiter. Die nationale Airline will der Politikerin keine Tickets verkaufen, bis sie sich vor dem Volk der südkaukasischen Republik entschuldigt.

Die nationale Fluggesellschaft Georgiens hat die Staatschefin des südkaukasischen Staates, Salome Surabischwili, zur unerwünschten Person erklärt. Der Gründer und Vorstandschef von Georgian Airways, Tamas Gaiaschwili, wurde von den örtlichen Medien mit den Worten zitiert:

"Bis sie sich vor dem georgischen Volk nicht entschuldigt, lassen wir sie nicht an Bord unserer Flugzeuge."

Die Vorwürfe, die Surabischwili gegen die Airline erhebe, seien unverschämt, hieß es. Außerdem habe sie sich niemals für die nationale Fluggesellschaft eingesetzt.

"Worüber können wir mit einer Person reden, die vor zwei Jahren mit großem Pomp eine Maschine der Fluggesellschaft Air France empfangen hat und dann damit zu PR-Zwecken nach Paris geflogen ist?"

Der Vorstandschef von Georgian Airways erklärte, dass er Surabischwili nicht für Georgiens Präsidentin halte und verwies darauf, dass die Politikerin nicht einmal von einem Prozent der Bevölkerung unterstützt werde. Ferner erinnerte Gaiaschwili daran, dass die Vorfahren der Politikerin noch vor der Entstehung der Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik im Jahr 1921 aus dem Land nach Frankreich ausgewandert waren. Er behauptete dabei, dass Surabischwilis Familie damals Geld und Eigentümer von Klöstern und Museen illegal über die Grenze gebracht haben könnte.

Am Samstag hatte Surabischwili der Fluggesellschaft den Boykott erklärt, weil Georgian Airways die Flugverbindung nach Russland wiederaufgenommen hatte. Auf einem Briefing erklärte die Präsidentin, dass sich die Airline in einer neuen Realität, die für einen großen Teil der georgischen Gesellschaft nicht hinnehmbar sei, bereichern wolle. Die USA und die EU hatten zuvor Georgien vor möglichen Sanktionsrisiken gewarnt, sollte es wieder Direktflüge nach Russland geben.    

Dem Skandal war die Entscheidung des russischen Präsidenten Wladimir Putin vorausgegangen, die Visumspflicht für georgische Bürger und das im Jahr 2019 verhängte Verbot für Direktflüge in die ehemalige Sowjetrepublik aufzuheben. Am 19. Mai landete eine Maschine der russischen Airline Azimuth auf dem internationalen Flughafen von Tiflis. Am folgenden Tag landete eine Maschine von Georgian Airways in Moskau. Das waren die ersten Direktflüge zwischen den beiden Hauptstädten in den letzten vier Jahren.

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