Französische Außenministerin nennt Drohnenattacke auf Kreml sonderbar und mysteriös

Während die russischen Behörden nach der Drohnenattacke auf den Kreml in der Nacht zum Mittwoch eine klare ukrainische Spur sehen, kommentiert der Westen den Zwischenfall bislang zurückhaltend. Die französische Außenministerin sagte, es gebe mehrere Hypothesen.

Die französische Außenministerin Catherine Colonna hat am Donnerstag bei einem Gespräch mit dem Radioprogramm France Inter die am Mittwoch vom Kreml bekannt gegebene Drohnenattacke ziemlich zurückhaltend kommentiert. Die Diplomatin betonte, sie besitze keine privilegierten Informationen. Dabei erklärte sie, dass es mehrere Hypothesen in Bezug auf diesen Zwischenfall gebe. Sie weigerte sich, darüber zu spekulieren.

"Das Mindeste, was wir sagen können, ist, dass diese Episode wirklich sonderbar ist."

Auf die Nachfrage des Moderators, ob dies das richtige Wort für die Explosion einer Drohne über dem Kreml sei, antwortete die französische Chefdiplomatin:

"In normalen Situationen ist das nicht gerade verständlich. Daher will ich nicht über die Wahl des Adjektivs 'sonderbar' oder vielleicht 'mysteriös' hinausgehen."

Als sie nach einer möglichen ukrainischen Spur gefragt wurde, antwortete Colonna, dass die Regierung in Kiew jegliche Beteiligung daran offiziell leugne.

Am Donnerstag hatte das russische Außenministerium in einem Statement den versuchten Terroranschlag auf den Kreml verurteilt. Es gebe keinen Zweifel daran, dass dahinter die Ukraine stecke. Die russischen Diplomaten warfen der Regierung in Kiew vor, schon seit Langem auf Terrormittel zurückzugreifen, und verwiesen auf die Sprengung der Krim-Brücke am 8. Oktober 2022 und mehrere Angriffe auf zivile Infrastrukturobjekte in den russischen Grenzgebieten. Die diplomatische Behörde in Moskau kritisierte auch scharf das "Schweigen des kollektiven Westens". Es zeuge davon, dass der Westen die terroristischen Methoden des "nazistischen und extremistischen Regimes in Kiew" mit Nachsicht behandele.

"Wir sind der Meinung, dass die internationale Gemeinschaft und internationale Organisationen, die auf der Grundlage des Völkerrechtes arbeiten und nicht nach zweierlei Maß messen, den neuen verbrecherischen Übergriff des Kiewer Regimes verurteilen müssen."

Am Mittwochnachmittag hatte der Kremlpressedienst über eine Drohnenattacke in der Nacht zum Mittwoch berichtet. Der Zwischenfall wurde als geplanter Terrorakt und versuchter Mordanschlag auf Putin eingestuft. Es wurden keine Verletzten gemeldet. Der Präsident hielt sich demnach zum Zeitpunkt der Attacke an einem anderen Ort auf.

Kiew wies eine Beteiligung an der Drohnenattacke auf den Kreml zurück. Sergei Nikiforow, der Sprecher des ukrainischen Präsidenten, nannte den Vorfall ein "Aufbauschen der Situation vor dem 9. Mai". Später sagte der ukrainische Staatschef Wladimir Selenskij bei einer Pressekonferenz in Helsinki, wo er zuvor am Mittwoch zu einem eintägigen Gipfel eingetroffen war, dass die Ukraine weder Putin noch Moskau angreife. Sein Land habe dafür nicht genug Waffen.

Mehr zum Thema – Drohnenangriff auf Kreml: Duma-Abgeordnete fordern harte Antwort – Moskau verbietet Drohnenstarts