Serbien: Kiew schickt Medien Anweisungen zur "korrekten Terminologie"

Nach der Säuberung der eigenen Medienlandschaft greift die Ukraine zur Zensur der serbischen Medien: Die Belgrader Redaktionen haben jüngst ein Manual erhalten, das vorschreibt, nur in Kiew genehmigte Formulierungen in Artikeln zu verwenden.

Die ukrainische Botschaft in Belgrad bestätigte bereits der Presse, dass eine Liste mit "korrekten" Ausdrücken, Narrativen und Namen, die an Medien in Serbien geschickt wurde, echt ist und auf Anweisung des Außenministeriums in Kiew entstanden war. Der serbischen Tageszeitung Nowosti erklärten die Vertreter der Botschaft zum englischsprachigen Manual:

"Es handelt sich um eine Empfehlung, die wir an die Medien geschickt haben, damit sie in ihrer Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine die korrekte Terminologie verwenden."

Nach Angaben von RT Balkans wurde die E-Mail am 27. April an alle Print- und elektronischen Medien in Serbien verschickt.

Den Anweisungen der ukrainischen Botschaft zufolge sollen die Reporter "Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine" verwenden, anstatt von einer Krise, einem Konflikt, einem Krieg oder gar einem "russischen Krieg in der Ukraine" zu sprechen. Eine weitere Richtlinie besagt, dass "unprovozierte militärische Invasion vollen Ausmaßes" anstelle von "militärischer Spezialoperation" verwendet werden sollte.

Das Pentagon sowie mehrere US-amerikanische und britische Medien verwenden diese Terminologie bereits, aber es ist unklar, ob sie sie auf "Empfehlung" des ukrainischen Außenministeriums übernommen haben oder ob es umgekehrt war.

Die E-Mail kam in die serbische Redaktionen, nachdem die USA und die EU Belgrad aufgefordert hatten, russische Sender wie RT Balkans und Sputnik zu zensieren oder zu verbieten und gegen "russische Narrative" über die Ukraine vorzugehen. Während einige westliche Medien in Serbien bereits die von Kiew bevorzugte Formulierungen verwenden, fühlten sich einige Journalisten durch die Bemühungen der Botschaft angegriffen, ihre Berichterstattung zu zensieren.

Der stellvertretende Chefredakteur der Zeitschrift Pečat, Filip Rodić, teilte zum Beispiel Nowosti mit:

"Wer sind sie, dass sie jemandem empfehlen, wie er arbeiten oder schreiben soll? Wenn sie glauben, dass sie die ganze Welt zensieren können, ist das totaler Wahnsinn."

Es gab auch keine Erklärung dafür, warum das Dokument, das an die serbischen Medien geschickt wurde, komplett auf Englisch war. Einige der politisch verbotenen Ausdrücke darin – "die Ukraine" zum Beispiel – sind im Serbischen völlig bedeutungslos, dessen Grammatik keine Artikel kennt. Außerdem ist Serbisch eine phonetische Sprache, die nicht buchstabiert, sodass das Beharren auf der Verwendung ukrainischer Schreibweisen für Ortsnamen – Horliwka und nicht Gorlowka, Charkiw und nicht Charkow, Mykolajiw und nicht Nikolajew usw. – ebenfalls keinen Sinn ergibt.

An einigen Stellen scheint das Dokument die offiziellen Narrative mit den empfohlenen Formulierungen zu verwechseln. So wird beispielsweise gefordert, "die legitimen Bemühungen der Ukraine zur Räumung der Krim, die ein Teil des souveränen Territoriums der Ukraine innerhalb der international anerkannten Grenzen ist" anstelle von "die Angriffe der Ukraine auf die Krim" zu verwenden.

Die Regierung in Kiew besteht seit Jahren darauf, die von ihr bevorzugten Ausdrücke und Ortsnamen zu verwenden, indem sie beispielsweise Englischsprechern "Kyiv" aufzwingt. Die prominente ukrainische Aktivistin Aljona Schewtschenko, die den Verein Ukraine DAO gründete – und damit Geld für Waffen und für nationalistische Einheiten wie das Regiment Asow sammelt –, erklärte letzten Monat sogar, dass die Sprache im hybriden Krieg eine "entscheidende Rolle" spiele, weil "sie eine mentale Landkarte in unserem Kopf schafft, die wir benutzen, um uns einen Reim auf die Geschehnisse zu machen". "Eine der besten Möglichkeiten, uns zu unterstützen, ist die Verwendung einer ukrainisch geprägten Terminologie", so die Aktivistin, die dafür bekannt ist, Fakes über angebliche Verbrechen der russischen Armee in der Ukraine zu sammeln und zu verbreiten.

Mehr zum Thema - "Akte politischer Säuberung": Wie der Journalist Patrik Baab seinen Lehrauftrag verlor