Seit gut einer Woche streikt die Müllabfuhr in Frankreich. Der Grund ist der Protest gegen die geplante Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron. Mit dem stinkigen Problem ist auch Paris konfrontiert: Nach acht Tagen Streik haben sich in verschiedenen Vierteln der französischen Hauptstadt mehrere Tonnen Abfälle angehäuft. Laut örtlichen Medien sollen auf den Straßen inzwischen 5.600 Tonnen Müll herumliegen.
In den sozialen Medien werden Fotos und Videos veröffentlicht, die das Ausmaß des Problems deutlich machen. Einigen Einwohnern zufolge kann man mehrere Straßen wegen des unerträglichen Gestanks nicht mehr betreten. Twitter-Nutzer machen für die Situation Macron und Bürgermeisterin Anne Hidalgo verantwortlich, indem sie die beiden Politiker auf den Müllbergen sitzend darstellen.
Allmählich macht sich unter den Einwohnern von Paris die Angst vor möglichen Seuchen breit, da der herumliegende Unrat immer mehr Ratten anlockt. Auch einige oppositionelle Politiker warnen vor sanitären Risiken. So hat der Stadtrat Pierre Liscia in einem Interview mit dem Sender BFM TV an die Gefahr von Ratten für die menschliche Gesundheit erinnert.
Die Situation ist jedoch von Viertel zu Viertel unterschiedlich. Besonders schlimm ist es in den zehn Bezirken, in denen kommunale Dienste für die Reinigung und Müllabfuhr zuständig sind. Probleme gibt es aber auch in den Stadtteilen, in denen private Unternehmen für Sauberkeit sorgen: Nach Angaben der Pariser Stadtverwaltung sind drei der vier Verbrennungsanlagen in der Stadtumgebung blockiert.
Betroffen sind auch andere Städte des Landes. Die Müllabfuhr streikt unter anderem in Antibes, Béthune, Cherbourg, Le Havre, Libourne, Metz, Nantes und Orléans.
Die am 10. Januar von Premierministerin Élisabeth Borne vorgestellte Reform sieht bis zum Jahr 2023 eine stufenweise Anhebung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre vor. Die Gewerkschaften kündigen an, dass die Müllwerker erst dann ihre Arbeit wiederaufnehmen, wenn Macron die Reform zurückruft. Der Sender BFM TV zitiert François Livartowski vom Allgemeinen Gewerkschaftsbund (CGT) mit den Worten:
"Zwei Jahre Arbeit mehr würden für einen großen Teil von uns das Risiko bedeuten, vor der Verrentung oder kurz danach zu sterben."
Nach CGT-Angaben ist die Lebenserwartung des in der Reinigungsbranche tätigen Personals größtenteils ohnehin schon zwölf bis 17 Jahre niedriger als beim Rest der Beschäftigten.
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