Offensive bei Awdejewka: Der Ukraine droht ein weiterer Kessel

Der Abgeordnete Wladislaw Berditschewski aus der Donezker Volksrepublik meint, es sei zu früh, um über die Bildung eines Kessels in Awdejewka zu sprechen. Doch den russischen Truppen war es gelungen, eine Offensive in der Nähe von Awdejewka zu starten.

Von Olesja Otrokowa

Um den Gegner in einen Kessel zu treiben, müssten die nahe gelegenen Siedlungen befreit werden, sagte der Donezker Abgeordnete Wladislaw Berditschewski der Zeitung Wsgljad. Zuvor war eine erfolgreiche Offensive des russischen Militärs in der Nähe von Donezk bekannt geworden.

"Unsere Truppen haben tatsächlich eine Offensive in der Nähe von Awdejewka gestartet. Die Artillerie ist jetzt aktiv, und die von den ukrainischen Streitkräften in den letzten neun Jahren errichteten Befestigungen werden nach und nach zerstört", sagte Berditschewski, Mitglied des Volkssowjets [Rat des Volkes; Anm. d. Übers.] der Donezker Volksrepublik (DVR).

"Gleichzeitig ist es noch zu früh, um von der Bildung eines vollwertigen Kessels zu sprechen. Zunächst müssen wir Krasnogorowka und Perwomaiskoje unter Kontrolle bringen. Und dann ist der Gegner bereits eingekesselt. Im Moment befinden sich zwei mechanisierte Brigaden der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet von Awdejewka", so der Gesprächspartner.

"Insgesamt sprechen wir von 5.000 gegnerischen Soldaten. Solange der Kessel noch offen ist, wechselt die ukrainische Armee außerdem weiterhin Personal aus und bringt Ausrüstung und Munition hinein. Wir werden also in naher Zukunft die Nachschubwege abschneiden müssen", so die Begründung des Donezker Abgeordneten.

"Von uns befinden sich dort das neunte Regiment der DVR und mehrere andere Teileinheiten. Es gibt also allen Grund zur Hoffnung, dass innerhalb eines Monats eine Großoffensive stattfinden wird. Außerdem kommt uns zugute, dass der Boden in diesen Gebieten bereits ausgetrocknet ist und es kein Schlammwetter mehr gibt", so Berditschewski abschließend.

Am Montag berichteten Kriegsberichterstatter über eine Offensive der russischen Armee in der Nähe von Donezk, die die ukrainischen Soldaten in Awdejewka in die Gefahr bringt, in einem Kessel zu enden, meldet der Telegram-Kanal "Wojenkory Russkoi wesny". Die russischen Angriffsoperationen nördlich der Linie Opytnoje–Wodjanoje werden immer intensiver, in Kamenka und Marinka wird weiter schwer gekämpft. Außerdem greift die russische Armee Sewernoje an und versucht, die ukrainische Verteidigung bei Perwomaiskoje zu durchbrechen.

Die derzeitige Lage in der Nähe von Awdejewka erinnert an die Situation in Artjomowsk, wo die ukrainischen Streitkräfte ebenfalls nur eine Straße unter ihrer Kontrolle haben, wie die Webseite Wojennoje Obosrenie berichtet. Das ukrainische Militär vermutet, dass die russischen Truppen dies absichtlich tun, um durch den Angriff auf diese eine Straße so viele Kräfte und Mittel wie möglich zu zerstören, wenn die ukrainischen Truppen versuchen, andere Richtungen und Garnisonen in diesen Städten freizugeben, so das Webportal.

Berditschewski hatte zuvor erklärt, dass es nicht einfach sein werde, Awdejewka einzunehmen, da es mehrstöckige Keller gebe, die durch ein Netz verzweigter Gänge miteinander verbunden seien. Der Militärkorrespondent Andrei Kots sagte ebenfalls, dass die russischen Streitkräfte Awdejewka in einem Ring einnehmen müssten. Dazu muss das russische Militär Marinka befreien, aber diese Stadt ist stark befestigt, und es ist unmöglich, Strukturen aus der Luft aktiv zu zerstören. Die Kämpfe bei Awdejewka erleichtern das Schicksal von Donezk, bestätigte auch der Berater des amtierenden DVR-Chefs [Denis Puschilin; Anm. d. Übers.] Jan Gagin.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei Wsgljad. 

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