"Schließung des Höhlenklosters verhindern": Patriarch Kyrill appelliert an religiöse Führer und UNO

Nach dem angekündigten Rausschmiss der Mönche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche aus dem Kiewer Höhlenkloster wendet sich nun das Oberhaupt der Russisch-Orthodoxen Kirche an Papst, UNO und OSZE. Er ruft dazu auf, der Schließung der heiligen Stätten entgegenzuwirken und die Rechte der Gläubigen zu wahren.

Patriarch Kyrill von Moskau und der ganzen Rus hat sich wegen der Situation mit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) an religiöse Führer und internationale Organisationen gewandt. Das teilte der Pressedienst des Moskauer Patriarchats mit.

Unmittelbarer Anlass für das Schreiben war die Forderung des Kiewer Nationalreservats Petscherskaja Lawra an die Mönche des Klosters, die Gebäude bis zum 29. März zu verlassen – RT DE berichtete. Im Schreiben wurde die Kündigung der Vereinbarung aus dem Jahr 2013 angekündigt, die der kanonischen ukrainischen Kirche die kostenlose Nutzung von Gebäuden und anderem Eigentum auf dem Gebiet der Lawra (im Deutschen als Höhlenkloster bekannt – Anm der Red.) gestattet.

In seiner Ansprache äußerte Patriarch Kyrill seine tiefe Besorgnis über die starke Zunahme des staatlichen Drucks auf die orthodoxen Christen der Ukraine. Er erinnerte an den andauernden juristischen Druck auf die UOK, Durchsuchungen in Klöstern und an den Wohnorten von Geistlichen, gewaltsame Enteignungen von Kircheneigentum sowie an Verleumdungen gegen die UOK. Er betonte, dass Petscherskaja Lawra von Kiew eine der wichtigsten heiligen Stätten der Weltorthodoxie und gemeinsame Wiege der russischen, weißrussischen und ukrainischen Kultur sei. 

"Die Lawra ist nach wie vor eines der größten orthodoxen Klöster der Welt, in dem über zweihundert Mönche und Novizen leben. Es beherbergt auch das Verwaltungszentrum der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche und ist die Heimat von Hunderten von zukünftigen Geistlichen – Studenten der Kiewer Theologischen Akademie und des Priesterseminars", sagte der Patriarch in einer Erklärung auf der Webseite der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Er wies auch darauf hin, dass das von Kiew angekündigte Ultimatum an die UOK keine ausreichende rechtliche Begründung habe. 

"Seine Heiligkeit appellierte an religiöse Persönlichkeiten und Vertreter internationaler Organisationen, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die erzwungene Schließung des Klosters zu verhindern, die zu einer Verletzung der Rechte von Millionen ukrainischer Gläubiger auf Religionsfreiheit führen würde."

Der Patriarch betonte, dass durch die Verfassung der Ukraine sowie durch Dokumente wie die UN-Charta, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die Erklärung über die Beseitigung aller Formen von Intoleranz und Diskriminierung aufgrund der Religion oder der Überzeugung und viele andere Rechtsakte von internationaler Bedeutung garantiert seien. 

Appelle wurden insbesondere an UN-Generalsekretär António Guterres, Papst Franziskus, die Oberhäupter aller orthodoxen Kirchen, den Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, Dr. Jerry Pillay, die Generalsekretärin der OSZE, Helga Maria Schmid, den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, und andere gerichtet.

Die Kiewer Behörden haben seit dem vergangenen Jahr die umfangreichste Verfolgung der UOK in der modernen Geschichte des Landes durchgeführt, wobei diese schon vor vielen Jahren einsetzte. Unter Berufung auf ihre Verbindungen zu Russland haben die Behörden in verschiedenen ukrainischen Regionen ein Verbot der kanonischen Kirche verhängt. Ein Gesetzentwurf über das offizielle Verbot der UOK wurde dem Parlament vorgelegt.

Gegen Vertreter des Klerus sind Sanktionen und Strafverfahren verhängt worden. Der ukrainische Sicherheitsdienst führt "Spionageabwehrmaßnahmen" durch, um Beweise für "anti-ukrainische Aktivitäten" der UOK zu finden: Durchsuchungen von Bischöfen und Priestern, Kirchen und Klöstern, einschließlich der Petscherskaja Lawra in Kiew.

Das Kiewer Höhlenkloster ist ein im 11. Jahrhundert gegründetes Kloster, eines der wichtigsten Zentren der russischen Orthodoxie und Aufklärung. Auf dem Gelände des Klosters sind die sterblichen Überreste verehrter Heiliger und berühmter historischer Persönlichkeiten begraben. Während der Sowjetzeit war das Kloster geschlossen, wurde aber noch während der späten Sowjetzeit für Gottesdienste zugänglich gemacht.

Im Jahr 1990 nahm die UNESCO das Kloster in die Liste des Weltkulturerbes auf. Der Klosterkomplex wurde seitdem vorrangig mit Mitteln der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche und ihrer Gläubigen rekonstruiert, wiederaufgebaut und instand gehalten. Auch die im Zweiten Weltkrieg zerstörte, größte Kirche des Komplexes wurde auf diese Weise mit kirchlichen Mitteln wiederaufgebaut.

Seit 2018 gibt es wiederholt Bestrebungen und politische Initiativen, die Klöster der Ukraine an die neu gegründete Nationalkirche, die sogenannte Orthodoxe Kirche der Ukraine, zu übertragen. Präsident Wladimir Selenskij, der sich in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit sichtbar aus dem konfessionellen Konflikt heraushielt, hat sich nach Beginn der russischen militärischen Intervention im Februar 2022 offen dazu bekannt, die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche vernichten zu wollen.  

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