Ist der verordnete Sparkurs schuld am Zugunglück in Griechenland?

In der Finanzkrise verordnete die EU-Troika Griechenland einen harten Sparkurs. Dieser führte zu Einsparungen bei der Bahn. In Verbindung mit der geforderten Privatisierung wurden die Bedingungen geschaffen, die das Zugunglück mit 57 Toten möglich machten.

Nach einem schweren Zugunglück in Griechenland, bei dem 57 Menschen ums Leben kamen, stellt Wassilis Aswestopoulos in einem Beitrag auf Telepolis die Frage nach einer möglichen Verantwortung der EU-Troika, die dem Land während der Finanzkrise einen harten Sparkurs aufgezwungen hat. 

Verbunden war der Sparkurs mit umfangreichen Privatisierungen, die auch vor der griechischen Eisenbahn nicht haltmachten. 

Die Bahn wurde zerschlagen, die im Rahmen der Privatisierung versprochenen Investitionen wurden nicht vertraglich festgeschrieben, was zur Unterfinanzierung führte. Gleichzeitig führte die Zerschlagung zu Kompetenzgerangel, der in Verbindung mit dem Mangel an Investitionen zur Folge hatte, dass die Bahn auf Verschleiß gefahren wurde. 

Dass sich dadurch die Sicherheit nicht erhöht hat, ist unmittelbar klar. Aswestopoulos weist darauf hin, dass es letztlich die Spardiktate der EU-Troika waren, durch die die griechische Bahn in einen Zustand versetzt wurde, die den schweren Unfall erst möglich gemacht hat. 

Versprochen wurde Griechenland, dass es nach einem radikalen Sparkurs wirtschaftlich wieder bergauf gehen würde. Allerdings sind die Indikatoren der griechischen Wirtschaft auch nach über zehn Jahren noch katastrophal schlecht. Die Arbeitslosigkeit und insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit verharren auf hohem Niveau, die Verschuldung ist entgegen aller Versprechen nicht gesunken. Der schwere Unfall gibt den Kritikern des Sparkurses recht, die vor einem dauerhaften Schaden für die Infrastruktur gewarnt haben.

Nach dem Zugunglück kam es in Athen zu Protesten gegen die Regierung und die Sparmaßnahmen, die in Gewalt umschlugen. 

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