Wladimir Klitschko: Versöhnung mit Russland? Nur nach Kniefall Putins à la Willy Brandt

Der jüngste Überraschungsbesuch der SPD-Politiker Lars Klingbeil und Rolf Mützenich in Kiew inspirierte den ehemaligen Box-Olympiasieger Wladimir Klitschko zu einem bizarren Vorschlag. Nach dem von ihm eingeforderten Kniefall Putins müssten der Ukraine lediglich noch Reparationszahlungen zugesichert werden.

Der gemeinsame Besuch des SPD-Generalsekretärs ⁦Lars Klingbeil⁩ mit dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag Rolf Mützenich in Kiew setzt die nicht endende Serie "signalgebender Solidaritätsbekundungen" durch Kurzaufenthalte deutscher Politprominenz in der Hauptstadt der Ukraine fort. Laut einem Artikel des SPD-nahen RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) erläuterte dabei Wladimir Klitschko, der Bruder vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko, als Begleiter der Gäste seine Vorstellungen zum Thema "einer späteren Aussöhnung mit Russland" – trotz "des derzeitigen völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen die Ukraine".

Demnach müsse nach seiner Meinung zuerst vom russischen Präsidenten Putin eine "historische Geste wie einst von Willy Brandt" erwartet werden. Weiter schreibt Klitschko in dem Artikel – vermutlich generös gemeint:

"Die Geschichte hat schon gezeigt, dass kriminelle Regime vieles zerstören können. Aber das Leben kann man nicht stoppen (...) Wenn der russische Präsident nach Kiew kommt und auf die Knie geht und um Verzeihung bittet und Reparationen zahlt, wird das ukrainische Volk sagen: Es ist an der Zeit, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen."

Wladimir Klitschko spielt damit offenbar auf den historischen "Kniefall von Warschau" des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt an. Dieser Kniefall des SPD-Politikers und Bundeskanzlers "sei ein Beispiel für eine solche Versöhnung", so das RND. Laut Klitschko "drehe sich die Politik der ganzen SPD gerade um '180 Grad'". Aus der "früheren Nähe zu Russland vieler SPD-Mitglieder werde jetzt Distanz", freute sich der Ex-Boxer. Am 25. Februar fuhr er als jetziger Unternehmer für Hilfslieferungen publicityträchtig in einem deutschen Leopard-Panzer mit und bedankte sich dabei artig für diese Lieferung von deutschen Raub-"Katzen".

Den Aufsehen erregenden, berühmten Kniefall machte Willy Brandt als Bundeskanzler am 7. Dezember 1970 in der polnischen Hauptstadt Warschau, und er ebnete damit den Weg zu einer Versöhnung Polens mit der Bundesrepublik nach den furchtbaren Verbrechen während des 2. Weltkrieges. Der polnische PiS-Politiker Arkadiusz Mularczyk bezeichnete im Jahr 2020 zum 50. Jubiläum dieses Ereignis als "leere Geste" und "nicht mehr als "Augenwischerei". Für Mularczyk wäre die Alt-BRD niemals ihren finanziellen Verpflichtungen nach 1945 gegenüber Polen gerecht geworden.

Willy Brandt erhielt knapp ein Jahr nach seinem Besuch 1970 in Warschau mit dieser öffentlichen Geste und der am gleichen Tag erfolgten Unterzeichnung des "Vertrags zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen", kurz "Warschauer Vertrag" genannt, in Oslo am 20. Oktober 1971 den Friedensnobelpreis. Solche historischen Folgen hat  Wladimir Klitschko bei seinem Vorschlag vermutlich erst einmal verdrängt.

Mehr zum Thema - Montjan über Rheinmetall-Pläne: 1943 fuhren schon einmal "Panther" in der Ukraine