Die verschwiegene Geschichte vom Weg zur Unabhängigkeit der Ukraine

Nazi-Kollaborateure, Dissidenten und sowjetische Funktionäre: Ukrainische Nationalisten wurden in der UdSSR zwar verfolgt und inhaftiert, hatten aber viele Verbündete in den Zirkeln der Macht.

Von Alexander Nepogodin

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Niederlage der ukrainischen Nazi-Kollaborateure setzte der nationalistischen Bewegung in der Sowjetrepublik Ukraine bei Weitem kein Ende. Im Gegenteil, die "Patrioten" erkannten die Sinnlosigkeit des bewaffneten Kampfes im Untergrund und gingen den entgegengesetzten Weg. Dadurch wurden jedoch politische Führer in Kiew zu ahnungslosen Komplizen der in den 1920er Jahren begonnenen Bestrebungen zur "Ukrainisierung" von Gebieten, die von einer hauptsächlich russischen Bevölkerung bewohnt waren.

Vertreter der ukrainischen Nationalbewegung begannen sich damit an Menschenrechtsaktivitäten zu beteiligen und gleichzeitig ethnische Probleme anzusprechen. Dies führte zur Gründung der Partei "Nationale Bewegung der Ukraine", bekannt als "Narodnyj Ruch Ukrajiny", kurz Ruch, die zur treibenden Kraft wurde und die schließlich das Land 1991 in die Unabhängigkeit führte. Zusammen mit anderen nationalistischen Gruppierungen spielte sie eine wichtige Rolle beim Zusammenbruch der Sowjetunion.

Nicht jedermanns Tauwetter

Die Repressionen gegen Dissidenten wurden in der Sowjetunion unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges rigoros wieder aufgenommen. In der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (UkrSSR) zeigte sich dies vor allem im Kampf gegen die Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), eine zum Ende der 1920er Jahre gegründete politische Untergrundorganisation, die hauptsächlich in Galizien und Wolhynien aktiv war. Während des Zweiten Weltkriegs organisierten Mitglieder der OUN eine aufständische Armee, die sogar auf Seiten Nazi-Deutschlands kämpfte. Sie wurden von Sympathisanten mit Nazi-Deutschland unter den Bewohnern der 1939 annektierten westlichen Regionen der UkrSSR unterstützt. Der Tod von Josef Stalin 1953 und das spätere Anprangern des Personenkults um Stalin unter Nikita Chruschtschow setzten der Praxis der breiten Unterdrückung dieser Bewegung jedoch ein Ende. Unter Chruschtschow begann eine Zeit des sogenannten "Tauwetters" – ein Übergang vom Totalitarismus zu einer milderen Form der Diktatur.

Die Zensur wurde gemäßigt, die Redefreiheit bekam neuen Raum und es gab eine relative Liberalisierung des politischen und öffentlichen Lebens. Dadurch erhielten national gesinnte Ukrainer ein gewisses größeres Maß an Meinungsfreiheit, ohne Gefahr zu laufen, verhaftet und eingekerkert zu werden. Mit der Zerschlagung der Untergrundbewegung der OUN wurden sie jedoch weitgehend über jede Form des bewaffneten Kampfes desillusioniert. Da die Mitglieder meist Intellektuelle waren, zogen sie es vor, sich nicht in Taten, sondern in Worten auszudrücken.

Es gab gute Aussichten für diesen Ansatz. Das Kiewer Regionalkomitee wurde von Petro Schelest geleitet, der aus dem Dorf Sloboschanschtschina – dem heutigen hart umkämpften Andrejewka oder Bachmut – in der Nähe von Charkow stammte. Später, während des so genannten Tauwetters, führte er die Kommunistische Partei der UkrSSR. Während seiner Amtszeit wurde in der Republik die nächste Stufe der Ukrainisierung gezündet, indem Schelest nach seiner Ernennung zum obersten Beamten der UkrSSR die Anwendung des ukrainischen Sprachdialekts einführte.

"Plötzlich tauchten in der Nähe von Kiew kleine Restaurants und Tavernen mit 'ukrainischen' Namen auf: 'Kuren' oder 'Natalka-Poltawka' – zusätzlich zu Elementen der ukrainischen Ethnographie in Darstellungsform und Darreichung. Schilder mit der Aufschrift 'Ukraine' erschienen plötzlich in Einkaufszentren und dergleichen", erinnerte sich der ukrainische Schriftsteller und Literaturkritiker Iwan Dsjuba.

In den 1960er Jahren begann sich parallel zur nächsten Stufe der Ukrainisierung eine neue Konstellation von Figuren der ukrainischen Nationalbewegung zu bilden. Ihre ersten Treffen fanden in einem Kino-Club des ehemaligen Kiewer Internats für höhere Töchter statt, den die Bolschewiki in Oktoberpalast umbenannt hatten. Dort trafen sich junge Schriftsteller, Künstler, Musiker, Schauspieler und Regisseure. Unter ihnen waren Iwan Dsjuba, Jewgeni Swerstjuk und Alla Gorskaja, die zu wichtigen Persönlichkeiten der ukrainischen Bewegung werden sollten.

Eine Hinwendung zur Politik

Sehr bald wurden diese kreativen Treffen von politischen Untertönen begleitet. 1962 entdeckten die Künstlerin Alla Gorskaja und der Dichter Wassili Simonenko die Gräber bei Bykownja [eine Siedlung innerhalb Kiews] – heute bekannt als nationales historisches Denkmal " Bykownjanski-Gräber" in Kiew – sowie bei Wassilkow, ebenfalls im Gebiet Kiew, die Todeszone des NKWD – des Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten zu dieser Zeit, das später erst durch das Ministerium für Staatssicherheit und dann durch den KGB ersetzt wurde – wo von 1937 bis 1941 durch Stalins Repressionen mindestens 7.000 Opfer erschossen und verscharrt wurden.

Sie schickten in der Folge einen Brief an den Stadtrat von Kiew und forderten ihn auf, die Existenz dieser Massengräber öffentlich zu machen und in ein Mahnmal für die Opfer von Stalins Terror umzuwandeln. Gleichzeitig begannen ukrainische Intellektuelle, sich der ihrer Meinung nach übermäßigen Präsenz der russischen Sprache im öffentlichen Leben der UkrSSR entgegenzustellen, während sie unter anderem die ideologischen Beschränkungen ihrer Kreativität anprangerten. Von einer Unabhängigkeit der UkrSSR war damals zwar noch keine Rede, aber die Bewegung für bürgerliche und nationale Rechte erstarkte zunehmend.

Das Jahr 1965 wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Unabhängigkeit der Ukraine. Im September dieses Jahres feierte der Film "Schatten der vergessenen Vorfahren" des regimekritischen Regisseurs Sergei Paradshanow in Kiew Premiere. Der Film erzählt die Geschichte zweier junger, sich liebender Menschen aus verfeindeten westukrainischen Familien. Vor Beginn der Vorführung hielt der Regisseur eine Rede – und anschließend betraten der Literaturkritiker Iwan Dsjuba, der Doktorand Wassili Stus und der Journalist Wjatscheslaw Tschornowil die Bühne.

Sie kündigten dem Publikum an, dass die Massenrepressionen zurückkehren und Mitglieder der ukrainischen "Intelligenzija" aus politischen Gründen festgenommen werden würden. 140 Zuschauer unterzeichneten nach ihrem Auftritt eine Petition, in der sie ein Ende der politischen Verfolgungen forderten. Abgesehen von der Vertreibung einiger Studenten aus Universitäten und der Entlassung einiger junger Menschen aus Fabriken und Produktionsstätten hatte dieser Akt nur wenige Folgen, er war aber der erste öffentliche Protest der neuen national orientierten Intelligenzija.

Eure Freiheit – unsere Freiheit

Der Protest von Dsjuba, Stus und Tschornowil bedeutete, dass der Kampf der ukrainischen Intelligenzija in eine qualitativ neue Phase eingetreten war. Während sich zuvor alles auf eine gemäßigte Unzufriedenheit beschränkte, ausgedrückt innerhalb der eigenen vier Wände und in den Salons der Kreativen, begannen 1965 die Dissidenten mit öffentlichen Protestaktionen. Drei Monate nach der skandalösen Premiere des Films von Paradshanow veröffentlichte Dsjuba sein Pamphlet "Internationalismus oder Russifizierung".

In seinem Text warf der Autor der sowjetischen Führung vor, die Ukrainer gewaltsam russifizieren zu wollen und behauptete, die Kommunistische Partei habe seit der Zeit Stalins an der Ideologie des Großmachtchauvinismus festgehalten. Seiner Meinung nach war der einzige Weg, die Unterdrückung des ukrainischen Volkes zu beenden, eine Rückkehr zur leninistischen Nationalitätenpolitik.

Dieses Pamphlet wurde hauptsächlich im Eigenverlag, also in der Form des sogenannten "Samisdat" verbotener Literatur veröffentlicht, die von Bürgern kopiert und unter der Hand weiterverbreitet wurde. Aber 1968 wurde der Text auch in München in der dortigen Zeitschrift Modernity für Ausgewanderte veröffentlicht. Dieses Magazin wurde vom Ukrainischen Obersten Befreiungsrat unterstützt, der mit der OUN und ihrem einstigen Führer, dem Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera, eng verbunden war. Das Pamphlet von Dsjuba fand eine breite Resonanz in der Gesellschaft und provozierte eine Reaktion der sowjetischen Behörden, woraufhin der Autor aus dem Verband der Schriftsteller der UdSSR ausgeschlossen wurde. Petro Schelest, das de facto Oberhaupt der UkrSSR und Mitglied des Politbüros, erlaubte jedoch die Veröffentlichung dieses Pamphlets für den offiziellen Gebrauch und versandte sogar Exemplare davon an regionale Parteikomitees.

Der Versuch, die Nationalisten zu stoppen

Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei im Jahr 1968 befürchtete die ukrainische Intelligenzija ein erneutes Anziehen der Daumenschrauben und bereitete einen Protestbrief gegen die politische Verfolgung vor, der an die Führer der UdSSR gerichtet war: an Leonid Breschnew, Alexei Kossygin und Nikolai Podgorny, von denen zwei – Breschnew und Podgorny – selbst Ukrainer waren. Der Brief wurde von 139 Persönlichkeiten aus Kultur und Kunst unterzeichnet. Einer der Erstunterzeichner war der Regisseur Paradshanow.

Es ist nicht verwunderlich, dass sich bald darauf Gerüchte über eine im Untergrund agierende terroristische Bandera-Organisation in der UkrSSR ausbreiteten. Schließlich wurden einige der prominentesten Unterzeichner festgenommen und eine von ihnen, Alla Gorskaja als Mitinitiatorin des Briefes, die bereits 1962 die geheimen Hinrichtungsstätten des NKWD aufgespürt hatte, starb in der Folge unter seltsamen Umständen. Ihr Schwiegervater soll sie mit einer Axt erschlagen, anschließend Buße getan und umgehend Selbstmord begangen haben. Es bleibt ein Rätsel, wie ein älterer Mann, der nach einem Herzinfarkt an einem Stock ging, eine gesunde, kräftige Person mit einem einzigen Hieb niederstrecken konnte. Eine der inoffiziellen Versionen schreibt den Mord dem KGB zu, der die Künstlerin angeblich wiederholt vorgeladen und aufgefordert hatte, ihre Unterschrift unter dem Protestbrief zurückzuziehen.

Trotz der Ermordung von Alla Gorskaja stellte die ukrainische Nationalbewegung ihre Aktivitäten nicht ein. Zunächst entwickelte sich ein Untergrund – vor allem in avantgardistischen Künstlerkreisen in Kiew, Charkow, Lwow und Ushgorod. Zusätzlich intensivierte die 1976 gegründete ukrainische Helsinki-Gruppe ihre Menschenrechtsaktivitäten und begann, nationale Themen anzusprechen.

Als Reaktion auf Versuche, Verletzungen der Rechte der ukrainischen Intelligenzija publik zu machen, unterdrückte die Sowjetregierung umgehend die Aktivitäten von Menschenrechtsaktivisten. Von 1977 bis 1979 wurden Dutzende von ihnen verhaftet und auf der Grundlage von Gesetzen bezüglich "antisowjetischer Agitation und Propaganda" – vor allem nach dem Artikel 62, Teil 1 des Strafgesetzbuchs der UkrSSR – in Straflager verbannt. Unter ihnen waren Wjatscheslaw Tschornowil, Lewko Lukjanenko und Wassili Stus. Die Schuld des Letzteren wurde vor Gericht von seinem eigenen Anwalt Wiktor Medwedtschuk – dem späteren Vorsitzenden der Regierung unter dem ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma und Co-Vorsitzenden der Partei "Oppositionsplattform – Für das Leben" – anerkannt. Am Ende wurde der Dichter zu zehn Jahren Gefängnis und fünf Jahren Verbannung verurteilt, was sich für ihn letztlich als Todesurteil herausstellte.

Obwohl sie sich der möglichen Folgen bewusst waren, hörten die Dissidenten nicht auf, für bürgerliche und nationale Rechte zu kämpfen. Allerdings wählten nicht alle diesen Weg. Einige, die zunächst die Intelligenzija unterstützt hatten, distanzierten sich später nicht nur von ihr, sondern unterstützten sogar aktiv ihre Verfolger. So kritisierte beispielsweise der Schriftsteller Iwan Dratsch, Träger staatlicher Auszeichnungen der UdSSR, die ukrainischen Nationalisten, die "hauptsächlich vom westlichen Rand unseres Landes kommen". Sein Bruch mit den Dissidenten hinderte ihn jedoch nicht daran, später wieder eine Figur in der nationalen Bewegung zu werden oder sich an der Vorbereitung der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine im Jahr 1991 zu beteiligen.

Sein Kollege in den Kreisen der Kreativen, Dmitri Pawlitschko, wurde einst verdächtigt, an der Ukrainischen Aufständischen Armee – dem bewaffneten Flügel der OUN – teilgenommen zu haben. Es überrascht daher nicht, dass er als einer der Patriarchen der ukrainischen Nationalbewegung in der heutigen Ukraine gilt, nachdem er bereits 1991 damit begann, sich für einen Krieg gegen Russland stark zu machen. In den 1960er und 1970er Jahren unterstützte er jedoch aktiv die Annexion der Westukraine durch die UdSSR. Er ist zum Beispiel der Autor des folgenden Verses:

"Ich bin der Sohn eines einfachen Holzfällers, ein Huzule aus den Karpaten. Das Schicksal lächelte mir süß zu, im Licht der Kremlsterne!"

Die Unabhängigkeitsbewegung

Im Jahr 1985 kam Michail Gorbatschow in der Sowjetunion an die Macht und leitete die sogenannte Perestroika ein. Während der Demokratisierungswelle des gesellschaftlichen und politischen Lebens entstand im Februar 1989 die "Nationale Bewegung der Ukraine für die Perestroika" – besser bekannt als Ruch vom Ukrainischen für "Bewegung". Dies war eine äußerst bunt gemischte Koalition, der sowohl gemäßigte Kommunisten als auch radikale Nationalisten angehörten, die zunächst von Ivan Dratsch angeführt wurde und später ihren Namen verkürzt auf "Nationale Bewegung der Ukraine" anpasste.

Nach einiger Zeit ging die Führung von Ruch an Wjatscheslaw Tschornowil über, der dank seines zehnjährigen Kampfes gegen das Sowjetregime große Autorität unter den ukrainischen Dissidenten genoss. Es gab jedoch auch aufrichtige Kommunisten wie Dratsch und Pawlitschko in der Bewegung. Viele bekannte ukrainische nationalistische Führer, die eine große Rolle beim Putsch auf dem Maidan 2014 und dem anschließenden Krieg im Donbass spielten, begannen ihre politische Karriere bei der Ruch, darunter Oleg Tjahnybok, Vorsitzender der ultranationalistischen Partei Svoboda, und Andrei Parubij, ehemaliger Sprecher des ukrainischen Parlaments, der Werchowna Rada.

Bei den Parlamentswahlen im März 1990 erhielt der Demokratische Block, zu dem Ruch gehörte, 111 von 450 Sitzen und wurde damit zur zweitgrößten Partei im Obersten Sowjet der UkrSSR. Das Parlament wurde von der kommunistischen Mehrheit, der sogenannten "Gruppe der 239", unter Führung von Alexander Moros kontrolliert. Nationalisten, die eine Trennung der Ukraine von der UdSSR forderten, wurden hauptsächlich von Einwohnern der Westukraine und teilweise aus Kiew unterstützt. Es war jedoch die Ruch, die zur treibenden Kraft wurde, um die Ukraine 1991 in die Unabhängigkeit zu führen.

Die Ereignisse entwickelten sich von nun an schlagartig. Im Juli 1990 verabschiedete der Oberste Sowjet der UkrSSR die Erklärung der staatlichen Souveränität der Ukraine, die jedoch keine praktischen Folgen hatte. Doch nach Gerüchten über die Unterzeichnung eines erneuerten Unionsvertrags, der die UkrSSR als Teil der UdSSR festschreiben würde, forderten Studenten von Universitäten in Kiew und Lwow neue Parlamentswahlen und traten in einen Hungerstreik, der als "Revolution auf Granit" bezeichnet wurde.

Auf dem Höhepunkt der Ereignisse auf dem Platz der Oktoberrevolution – heute Platz der Unabhängigkeit oder auch als Maidan bekannt – nahmen 150 Menschen am Hungerstreik teil. Nach zwei Wochen trat der Vorsitzende des Ministerrates der UkrSSR, Witalij Massol, zurück. Aber trotz einiger Erfolge der Opposition schienen die Aussichten auf eine echte ukrainische Unabhängigkeit im Sommer 1991 noch eine Illusion zu bleiben. In einem Referendum im März desselben Jahres stimmten mehr als 70 Prozent der Einwohner der UkrSSR für den Erhalt der UdSSR.

Ein logisches Ergebnis

Auf einem Festival am 17. August 1991 räumte der Anführer von Ruch Wjatscheslaw Tschornowil ein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Unabhängigkeit der Ukraine äußerst gering sei. Doch nur zwei Tage später kam es in Moskau zu einem Staatsstreich, als das "Staatliche Komitee für den Ausnahmezustand", das GKTschP [Государственный комитет по чрезвычайному положению ГКЧП], die Bühne betrat, um die Unterzeichnung eines neuen Unionsvertrages zu verhindern, der die UdSSR in eine Konföderation verwandelt hätte. Infolgedessen verabschiedete der Oberste Sowjet der UkrSSR am 24. August das "Gesetz zur Unabhängigkeitserklärung der Ukraine". Die Aktivitäten der Kommunistischen Partei der UkrSSR wurden erst ausgesetzt und anschließend gänzlich verboten.

Die Zusammenarbeit ukrainischer Nationalisten, kommunistischer Anführer und der Nomenklatura der KPdSU, verstärkt durch die administrativen Ressourcen der vertikalen Machtstruktur der UkrSSR, ermöglichte es, die öffentliche Unterstützung für eine Unabhängigkeit zu gewinnen. Am 1. Dezember 1991 wurde ein neues Referendum abgehalten, bei dem mehr als 90 Prozent der Einwohner für eine unabhängige Ukraine stimmten. Ironischerweise stimmten die Einwohner bei den gleichzeitig abgehaltenen ersten Präsidentschaftswahlen in der Ukraine im Wesentlichen jedoch für den Erhalt der UkrSSR, indem sie den Partei-Apparatschik Leonid Krawtschuk wählten, während die nationalistischen Kandidaten Wjatscheslaw Tschornowil und Lewko Lukjanenko gemeinsam nicht einmal ein Drittel der Stimmen erhielten.

Darüber hinaus hatten Tschornowil und die Ruch bereits 1992 damit begonnen, die Föderalisierung der Ukraine "auf den Prinzipien des Nationalismus und der nationalen Einheit" aktiv voranzutreiben. Wladimir Tschernjak, ein Mitglied des Zentralkomitees von Ruch, erklärte, dass der Übergang zum Föderalismus "den Prozess des Staatsaufbaus beschleunigen wird, da er die zentralen Behörden von der Lösung regionaler Probleme befreit und es ihnen ermöglicht, ihre Aufmerksamkeit auf globale Probleme zu richten".

Solche Initiativen fanden jedoch keine Resonanz in der Bevölkerung, und Meinungsverschiedenheiten zwischen Parteimitgliedern führten fast zu einer Spaltung. Die alte Konstellation von Nationalisten, die die Ukraine in die Unabhängigkeit geführt hatte, begann sich von der politischen Bühne zu verabschieden. An ihre Stelle traten radikalere Organisationen, die eine totale Ukrainisierung und einen Krieg mit Russland forderten. Unter ihnen waren die Ukrainische Nationalversammlung, die eine eigene bewaffnete Unterabteilung mit dem Namen "Ukrainische Nationalistische Selbstverteidigung" hatte, sowie die rechtsextreme Sozial-Nationale Partei der Ukraine, die 2004 in Allukrainische Vereinigung "Swoboda" umbenannt wurde.

Übersetzt aus dem Englischen

Alexander Nepogodin ist ein in Odessa geborener politischer Journalist und Experte für Russland und die ehemalige Sowjetunion.

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