Nach mehr als zwei Jahren im Amt besuchte Anfang der Woche der US-amerikanische Außenminister Antony Blinken erstmals den NATO-Partner Türkei. In der Frage der von den USA angestrebten Norderweiterung der NATO brachte der Besuch allerdings keine Fortschritte. Mit Nachdruck warb Blinken bei seinen Verhandlungen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan um Zustimmung für eine baldige Aufnahme Schwedens und Finnlands. Um die Beziehungen der USA zu den zwei benachbarten NATO-Partnern – und zugleich Rivalen im Mittelmeer – auszubalancieren, besuchte Blinken am Dienstag auf der zweiten Station seiner Reise in der Region die griechische Hauptstadt Athen.
"Es liegt im Interesse sowohl Griechenlands als auch der Türkei, Wege zu finden, um die seit Langem bestehenden Differenzen auf dem Wege des Dialogs und der Diplomatie beizulegen – und in der Zwischenzeit keine einseitigen Maßnahmen zu ergreifen oder eine aufgeladene Rhetorik zu verwenden, die die Dinge nur noch schwieriger und herausfordernder machen würden", erklärte der US-Top-Diplomat Antony Blinken auf einer Pressekonferenz in Athen.
Trotz dieser freundlichen Geste des US-Außenministers gegenüber der Türkei lobte Blinken Griechenland zugleich für dessen Rolle als "Energie-Drehkreuz in Südosteuropa" und sagte, es gebe ein "enormes Interesse US-amerikanischer Unternehmen, in den bedeutenden Schritt Griechenlands hin zu erneuerbaren Energien zu investieren".
Er sagte, Athen und Washington würden zusammen daran arbeiteten, die Energiesicherheit in der gesamten Region zu stärken und die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern, und er betonte dabei, dass Griechenland und die Türkei von einer Beilegung ihrer Differenzen nur profitieren könnten.
"Ich glaube, dass beide Länder ein Interesse und die Absicht haben, Wege zur Beilegung langjähriger Differenzen zu finden und diesen Teil der Welt, den sie teilen, zu einem Gebiet der Zusammenarbeit und nicht des Konflikts zu machen", sagte Blinken.
Moskau und Ankara haben seit dem letzten Jahr geplant, die Türkei zu einem neuen Energie-Hub in der Region zu machen – mit dem Zielmarkt Europa. Bei einem Treffen mit Erdoğan im Oktober 2022 schlug der russische Präsident Wladimir Putin vor, mehr Gas durch die TurkStream-Pipeline zu exportieren. Sie verläuft von Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei. Dieses Gas könnte dann weiter nach Südosteuropa fließen.
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