Die Rekordnachfrage nach Munition vor dem Hintergrund der Waffenlieferungen in die Ukraine belastet Europas Industriekapazität enorm, weil man versucht, die Produktion aufzustocken, um die nationalen Lagerbestände aufzufüllen. Dies berichtete die Zeitung Financial Times (FT). Experten zufolge benötigt die Ukraine beispiellose Mengen an Munition – mehr als 5.000 Geschosse pro Tag, so viel wie ein kleiner europäischer Staat jährlich bestellt. Die Lieferketten seien auch einem zusätzlichen Druck wegen Mangels an Produktionskapazitäten und kritischen Rohstoffen ausgesetzt, hieß es. Darüber hinaus seien die durch die COVID-19-Pandemie empfindlich gestörten Lieferketten noch nicht vollständig wiederhergestellt worden.
Morten Brandtzæg, CEO des norwegisch-finnischen Rüstungsunternehmens Nammo, merkte an, die Nachfrage nach einigen Komponenten sei so stark gestiegen, dass nun mit Lieferzeiten von mehreren Jahren statt einiger Monate gerechnet werden müsse. Er gab auch an, dass sein Unternehmen Anfang des vergangenen Jahres begonnen habe, in die Produktionsanlagen zu investieren, und dadurch die Nachfrage seiner Kunden habe befriedigen können. Das Ausmaß der Investitionen sei so groß, dass sie eine enorme Belastung für das ansonsten finanziell gut aufgestellte Rüstungsunternehmen darstellten, so Brandtzæg.
Viele Unternehmen erhöhten die Anzahl der Produktionsschichten und stellten mehr Mitarbeiter ein, um die Nachfrage befriedigen und ihren Verpflichtungen bezüglich der Fertigungs- und Lieferzeiten nachkommen zu können, berichtete die Zeitung. Das größte deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall plane beispielsweise den Bau einer neuen Sprengstofffabrik in Ungarn. Auch stillgelegte Produktionsanlagen soll es wieder in Betrieb genommen haben. Gegenüber der FT habe Rheinmetall angegeben, große Vorräte an wichtigen Materialien eingekauft zu haben. Lieferanten von Rohstoffen und Komponenten für Munition stellten ihrerseits fest, dass ihre Kunden forderten, die Herstellung bestimmter Materialien um 100 bis 200 Prozent zu steigern. Dabei argumentierten die Unternehmen, dass dies in kurzer Zeit nicht zu bewältigen sei.
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