Von der Leyen: Gas billiger als vor dem Krieg! Wo bleibt die Entlastung für Verbraucher

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen behauptete in Davos, dass die Gaspreise in der EU schneller gefallen seien als erwartet, Gas sei billiger als vor dem Ukraine-Krieg. Die Äußerungen entsprechen jedoch nicht der Realität, da für die Verbraucher keine Entlastung zu spüren ist.

Am Dienstag erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, dass die Gaspreise in der EU schneller gefallen sind als erwartet. Im Vergleich zu ihrem Höchststand im August von 350 EUR pro Megawattstunde seien die europäischen Erdgaspreise diesen Monat um 80 Prozent gesunken. Dies sei "niedriger als vor dem Krieg in der Ukraine".

Als Grund für die Entwicklung nannte von der Leyen die "gemeinsamen Anstrengungen der EU". Man habe die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Russland überwunden und rund 80 Prozent des russischen Pipelinegases durch fossile Energieträger aus anderen Ländern ersetzt. Zudem habe man die Gasspeicher gefüllt und die Nachfrage verringert – zwischen August und November um mehr als ein Fünftel.

Die Äußerungen von der Leyens entsprechen jedoch nicht der Realität, denn für die Verbraucher ist noch lange keine Entlastung in Sicht. Zahlreiche Verbraucher erhalten von ihren Energiekonzernen immer noch Briefe mit Preiserhöhungen, da die Preise für das teuer eingekaufte Gas aus dem letzten Jahr an die Kunden weitergegeben werden. Ein Sprecher von E.ON erklärte beispielsweise gegenüber dem Handelsblatt:

"Insgesamt kommen diese Kunden größtenteils von einem sehr niedrigen Preisniveau, das der Marktlage, wie wir sie bereits seit mehr als einem Jahr sehen, nicht mehr entspricht."

Was sich im vergangenen Jahr an den Strombörsen abspielte, zeige sich erst jetzt langsam beim Verbraucher. Viele Stadtwerke hatten bereits im November massive Preiserhöhungen angekündigt.

"Wir haben eine Preisverdopplung auf der Gasseite und eine Vervierfachung auf der Stromseite, da können wir noch keine Entwarnung geben", sagte E.ON-Chef Leonhard Birnbaum und stellt Verbraucherinnen und Verbraucher auf weiterhin hohe Preise ein.

Auch beim Gas zeigt sich diese Entwicklung deutlich: Im vergangenen Jahr stiegen die Preise zwischenzeitlich um 700 Prozent. Mittlerweile haben sich die Märkte angesichts des relativ milden Winters wieder beruhigt: Aktuell kostet eine Megawattstunde (MWh) Erdgas an der niederländischen TTF-Börse "nur" noch um die 45 EUR. Damit liegt der Preis aber immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau. Im Schnitt lagen die Preise damals zwischen zehn und 25 EUR je Megawattstunde. Demnach sind die Preise derzeit immer noch viermal so hoch.

"Wer teuer eingekauft hat, der muss die Preise natürlich jetzt auch weitergeben", sagt Ramona Pop, Vorsitzende der Verbraucherzentrale Bundesverband, auf dem Handelsblatt Energiegipfel. 

Hinzu kommt außerdem, dass die Gas- und Strompreisbremse, die die Bürger entlasten soll, erst im März greift.

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