Das polnische Militär wird im Osten des Landes eine neue Infanteriedivision aufstellen, die mit modernster Ausrüstung ausgestattet sein wird, so Polens Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak. Warschau beabsichtige, die neue Formation "so schnell wie möglich" zu stationieren, versicherte Błaszczak am Montag.
Das Haupteinsatzgebiet der Division wird demnach die Woiwodschaft Podlachien sein, eines der 16 Verwaltungsbezirke Polens, das im nordöstlichen Teil des Landes liegt und an das NATO-Mitgliedsland Litauen und an Weißrussland, einen engen Verbündeten Russlands, grenzt.
Nach Angaben des Verteidigungsministers wird die Division aus vier Brigaden bestehen, die in vier Bataillone unterteilt sind. Eine Division ist eine militärische Formation, die zwischen 6.000 und 25.000 Soldaten umfasst.
Die neuen Kampftruppen würden mit den Abrams-Kampfpanzern aus den USA sowie K2-Panzern aus Südkorea, Krab-Haubitzen aus lokaler Produktion und Panzerhaubitzen des Typs K9 aus Südkorea sowie Aufklärungsdrohnen ausgerüstet sein.
In seinem Interview am Dienstag erläuterte Błaszczak auch die Gründe für die Stationierung einer neuen bewaffneten Formation speziell in diesem Landesteil. So sagte der polnische Minister dem Nachrichtenportal i.PL:
"Wir wissen, wer uns bedroht und wo. Für Polen ist die Hauptbedrohung Russland und seine imperialen Tendenzen. Deshalb brauchen wir mehr Truppen im Osten des Landes, und deshalb wird eine neue Division aufgestellt."
Polen konzentrierte bisher die meisten seiner Streitkräfte westlich des Flusses Weichsel, der das Land mehr oder weniger in zwei Hälften teilt und nach Norden in Richtung Ostsee verläuft. Die neue Strategie Warschaus ist jedoch "die Verteidigung jedes einzelnen Meters unseres Landes", betonte der Minister gegenüber dem Nachrichtenportal.
Seit dem Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine ist Polen zu einem Land geworden, das "in direktem Kontakt mit dem Krieg steht", da Warschau Kiew auf militärischer, politischer und humanitärer Ebene unterstützt, betonte er. Mit dieser Hilfe "übernehmen wir eine große Verantwortung, aber wir tun es bewusst, denn je weiter es uns gelingt, Russland zurückzudrängen, und je größer die Verluste sind, die es erleidet, desto besser ist es für uns und für die Zukunft der demokratischen Welt", so Błaszczak. "Das müssen wir uns vor Augen halten und bis zum Ende an der Seite der Ukraine stehen", fügte er hinzu.
In dem seit Februar letzten Jahres währenden Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist Warschau einer der wichtigsten Unterstützer Kiews in der EU. Polen hat Berichten zufolge die Hälfte seiner Panzer sowie andere Waffen an die Regierung von Wladimir Selenskij übergeben, wobei Moskau auch behauptet, dass polnische Söldner an den Kampfhandlungen beteiligt seien. Darüber hinaus hat Polen bislang rund 1,4 Millionen ukrainische Flüchtlinge aufgenommen und gleichzeitig Brüssel stets aufgefordert, seine Sanktionen gegen Russland zu verschärfen.
Der Sekretär des weißrussischen Nationalen Sicherheitsrates, Alexander Wolfowitsch, bezeichnete die geplante Einführung einer neuen Division durch Warschau als ein weiteres Zeichen für die "aggressive Politik und die nicht nachbarschaftliche Haltung Polens" gegenüber Weißrussland, Russland und anderen Mitgliedern der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS).
"Leider arbeiten Polen und die baltischen Staaten auf eine Militarisierung hin", indem sie den Schwerpunkt auf die Aufstellung von Offensiv- statt Defensivwaffen legten, so Wolfowitsch in einer von der weißrussischen Nachrichtenagentur Belta zitierten Aussage. Er sagte demnach weiter:
"Wie ist das zu bewerten? Nur als Vorstufe zu einer Form von Aggression. Sowohl die Aufklärungsflüge als auch die Anzahl der Übungen, die [von Polen und der NATO] durchgeführt werden – all das kann nicht zu Frieden und Sicherheit beitragen."
Das gemeinsame russisch-weißrussische Militärkontingent, das im vergangenen Jahr in Weißrussland stationiert worden war, verfolge nur defensive Zwecke und diene der Abschreckung der NATO, unterstrich Wolfowitsch zeitgleich.
Mehr zum Thema - Stoltenberg: "Militärische Unterstützung für die Ukraine ist der schnellste Weg zum Frieden"