"Vielleicht alt, aber leistungsstark": Frankreich will der Ukraine "leichte Panzer" liefern

Frankreich will Kiew mit gepanzerten Kampffahrzeugen des Typs AMX-10 RC beliefern. Wie es von einem Offiziellen aus Paris heißt, seien die "leichten Panzer" zwar "vielleicht alt, aber leistungsstark". Die Ukraine hatte bislang vor allem Panzer aus der Sowjet-Ära erhalten.

Paris wird seine im eigenen Land hergestellten leichten Panzer vom Typ AMX-10 RC an die Ukraine liefern. Damit wird Frankreich das erste NATO-Mitgliedsland sein, das Kiew Panzer nichtsowjetischer Bauart zur Verfügung stellt, wie ein Regierungssprecher am Mittwoch mitteilte.

Der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij teilte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit, er habe "ein langes und ausführliches Telefonat" mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron geführt. Selenskij ergänzte, dass er Macron für "seine Entscheidung, leichte Panzer" an die Ukraine zu liefern, gedankt habe sowie dafür, dass er sich bei Frankreichs Verbündeten dafür einsetzen wolle, das Gleiche zu tun.

Die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten wurde von einem Berater Macrons bestätigt. Der französische Offizielle machte jedoch keine Angaben über den Liefertermin und auch nicht darüber, welche genaue Anzahl dieser Fahrzeuge geliefert werden soll. Er erklärte jedoch, es sei "das erste Mal, dass Panzer westlicher Bauart an die ukrainischen Streitkräfte geliefert werden", heißt es in einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP. Auch Frankreichs Präsident äußerte sich dazu via Kurznachrichtendienst Twitter: 

"Bis zum Sieg, bis zur Rückkehr des Friedens in Europa, wird unsere Unterstützung für die Ukraine nicht nachlassen."

Paris will demnach neben diesen Spähpanzern auch eine nicht näher bezifferte Stückzahl von gepanzerten Mannschaftstransportern des Typs Bastion Patsas zur Verfügung stellen, die bereits seit 2012 bei den ukrainischen Streitkräften im Einsatz sind.

Die Ukraine hatte bisher noch vorrätige Panzer aus der Sowjet-Ära aus osteuropäischen Beständen erhalten, vor allem Hunderte von T-72-Kampfpanzern aus Polen und der Tschechischen Republik. Die USA hatten sich dazu verpflichtet, diese Fahrzeuge durch US-amerikanische Modelle zu ersetzen.

Bislang jedoch hatte weder das Pentagon noch das Verteidigungsministerium eines anderen NATO-Mitgliedsstaates der Ukraine westliche Kampfpanzer zur Verfügung gestellt.

Der AMX-10, der von Frankreich seit 1981 eingesetzt wird, ist ein leichtes, sechsrädriges gepanzertes Kampffahrzeug mit großer Kanone, das vor allem zur Aufklärung eingesetzt wird. Es wurde vom staatlichen Unternehmen GIAT Industries und dessen Nachfolgeunternehmen Nexter Systems entwickelt.

Da das französische Militär derzeit auf gepanzerte Fahrzeuge des Typs EBRC Jaguar umstellt, beschrieb der Offizielle laut AFP die älteren AMX-10-Panzer als "sehr mobil, vielleicht alt, aber leistungsstark".

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass dagegen die französische Öffentlichkeit mit überwältigender Mehrheit eine Verhandlungslösung für den Ukraine-Konflikt befürwortet. Auch Macron hat bei mehreren Gelegenheiten Lippenbekenntnisse zu dieser Haltung abgegeben und öffentlich erklärt, dass die westlichen Mächte nicht versuchen sollten, Russland zu "vernichten", und dass sie Moskau Sicherheitsgarantien geben sollten, wenn der Konflikt schließlich beendet sein wird.

Nichtsdestotrotz hat Frankreich der Ukraine weiterhin immer umfangreichere Waffenlieferungen zukommen lassen. Die Kiewer Streitkräfte erhielten im letzten Sommer selbstfahrende Haubitze des Typs CAESAR aus Frankreich, die angeblich auch jüngst erst wieder bei einem Angriff auf ein Hotel in Donezk im Dezember 2022 eingesetzt worden sein soll. Bei dem Angriff war Dmitri Rogosin, der vormalige Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, verletzt worden.

Erst Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Waleri Saluschny, gegenüber dem britischen Magazin The Economist gesagt, dass er 300 weitere Kampfpanzer, bis zu 700 Infanteriefahrzeuge und 500 Haubitzen benötige, um Offensivoperationen durchführen zu können – mehr als die britische Armee oder die deutsche Bundeswehr selbst zur Verfügung haben.

Russland hat den Westen wiederholt davor gewarnt, Kiew weiter zu bewaffnen, da dies den Konflikt verlängern werde und die Gefahr bestehe, dass die westlichen Staaten de facto zu Kriegsparteien werden.

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