Trotz der vom Westen verhängten antirussischen Sanktionspakete scheint die Schweiz wenigstens teilweise weiterhin einen pragmatischen Umgang im Handel mit Russland zu pflegen. So ist das Handelsvolumen zwischen Russland und der Schweiz seit der Verhängung der Ukraine-Sanktionen, die Moskau eigentlich isolieren sollen, sprunghaft angestiegen, berichtete der Tages-Anzeiger kürzlich unter Berufung auf Schweizer Zolldaten.
Demnach sind die Schweizer Exporte, vor allem von pharmazeutischen Produkten, um 19 Prozent gestiegen, während die Importe aus Russland seit Anfang des Jahres sogar um 54 Prozent zugenommen haben.
Dieser beträchtliche Anstieg russischer Exporte ist Berichten zufolge auf eine Zunahme der Goldlieferungen zurückzuführen, die in der Schweiz besonderen Sanktionen unterliegen. Im August schloss sich das Land den EU-Beschränkungen an, die den Handel mit russischem Gold und Goldprodukten verbieten, was sich aber offenbar kaum auf die Einfuhr des Metalls aus dem sanktionierten Land auswirkte, so die Quelle.
Nach Angaben des Schweizer Zolls wurden allein im November 6,4 Tonnen Gold im Wert von 344 Millionen Franken (etwa 348 Millionen Euro) aus Russland eingeführt. Die Identität des Käufers war jedoch unklar. Es wurde vermutet, dass ein Großteil des Goldes über Drittländer, darunter angeblich Dubai in die Schweiz gelangt ist, die selbst ein wichtiges globales Drehkreuz für die Verarbeitung des Edelmetalls darstellt.
Die "Schweizerische Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler" teilte der Zeitung mit, dass sie mit russischem Gold nichts zu tun habe.
Im Juli verabschiedete die EU ihr siebtes Sanktionspaket gegen Russland im Zusammenhang mit der Ukraine, das ein Verbot des "direkten oder indirekten Kaufs, der Einfuhr oder der Weitergabe von Gold und Goldschmuck" mit Ursprung in Russland sowie ein Verbot der Ausfuhr von Gold aus Russland in die EU vorsieht. Die Beschränkungen betreffen auch die Ausfuhr von Goldartikeln, die in einem Drittland verarbeitet wurden.
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