Die ehemalige Bundeskanzlerin erklärte in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera, dass ihre Beteiligung an einer Friedensregelung zwischen Russland und der Ukraine nicht infrage komme. Wie der Krieg enden wird, wisse sie nicht genau. "Irgendwann wird es zu Verhandlungen kommen. Kriege enden am Verhandlungstisch. Es gibt einen Unterschied zwischen einem erzwungenen Frieden, den ich, wie viele andere auch, nicht will, und einem offenen und freundschaftlichen Gespräch", erklärte sie.
Zu ihrer Politik gegenüber Russland und der Ukraine sagte Merkel, sie habe damals Entscheidungen nach einer Logik getroffen, die für sie immer noch vernünftig erscheine:
"Es ging darum, einen Krieg wie den jetzigen zu verhindern. Nur weil es nicht funktioniert hat, heißt das nicht, dass es falsch war, es zu versuchen".
Die Alternativen, die es damals gegeben habe, wie etwa eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens, seien aus ihrer Sicht falsch gewesen. "Die beiden Länder erfüllten die Anforderungen nicht".
Außerdem betonte sie noch einmal, was sie bereits in einem Interview mit der Zeit gesagt hatte. Der eingefrorene Konflikt habe der Ukraine wertvolle Zeit verschafft. "Die Ukraine nutzte diese Zeit, um stärker zu werden, wie man heute sehen kann. Das Land von 2014/15 ist nicht das Land von heute. Und ich bezweifle, dass die NATO viel hätte tun können, um der Ukraine zu helfen, wie sie es heute tut."
"Natürlich kann man sich heute fragen, warum der Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 in einer solchen Situation genehmigt wurde", fuhr sie fort. Allerdings habe nicht die Bundesrepublik die Genehmigungen für die Pipeline beantragt, sondern die Unternehmen selbst.
Zu den Hintergründen ihrer Zitteranfälle im Jahr 2019 sagte Merkel, es sei ein schwieriger Moment für sie gewesen, eine Art kurzer Blackout, noch dazu bei einem offiziellen Anlass, während des Abspielens der Nationalhymnen. "Meine Mutter war gestorben und ich hatte in ihren letzten Lebenswochen zu wenig Zeit gehabt, mich um sie zu kümmern." Außerdem sei es heiß gewesen und sie hatte das Gefühl, "vollkommen durchsichtig zu sein".
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