Entgegen ihren früheren Erklärungen, kein Öl aus Russland mehr beziehen zu wollen, hätten Deutschland und Polen Lieferungen für Dezember und für das Jahr 2023 beantragt, teilte der Chef des russischen Ölunternehmens Transneft Nikolai Tokarew gegenüber russischen Medien mit. Zuvor hätten die beiden Länder angekündigt, ab dem 1. Januar auf Öllieferungen aus Russland verzichten zu wollen, sagte er. Und weiter:
"Und jetzt haben wir Anträge von polnischen Verbrauchern erhalten: Geben Sie uns nächstes Jahr drei Millionen Tonnen und im Dezember 360.000 Tonnen."
Auch Deutschland habe bereits Öllieferungen für das erste Quartal 2023 beantragt, hieß es. Zuvor waren aber in der polnischen Regierung Stimmen laut geworden, "vollständige, umfassende Sanktionen ohne Ausnahmen" gegen Russland zu verhängen. Auch die Ölpipeline Druschba müsse von den Strafmaßnahmen betroffen werden, hieß es. Wenn es nicht dazu komme, so die polnische Ministerin für Klima und Umwelt Anna Moskwa, werde man die Diskussion mit dem Konzern Orlen fortsetzen, wie es mit den bereits eingegangenen Verpflichtungen weitergehen solle. Oder das Unternehmen werde eine diesbezügliche Entscheidung selbst treffen. Polens Mineralölkonzern Orlen hat langfristige Öllieferverträge mit den russischen Energieunternehmen Rosneft und Tatneft. Ein Abkommen sieht die Lieferung von bis zu 300.000 Tonnen Öl pro Monat vor und läuft im Dezember 2022 aus. Ein weiterer Vertrag wurde für die Lieferung von 200.000 Tonnen Öl pro Monat abgeschlossen und läuft im Dezember 2024 aus. Orlen bezieht diese Mengen über Pipelines. Polen hat angekündigt, die Ölabkommen mit Russland durch Verträge mit dem saudischen Konzern Saudi Aramco sowie Lieferungen aus Nigeria, Angola und der Nordseeregion ersetzen zu wollen.
Anfang Dezember haben Deutschland und Polen eine gemeinsame Erklärung zur Vertiefung der bestehenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ölversorgungssicherheit unterzeichnet. Deutschland und Polen erkannten damit die gegenseitige Abhängigkeit der Ölmärkte in Polen und in Ostdeutschland sowohl hinsichtlich der Ölprodukte als auch der gemeinsam genutzten Rohölinfrastruktur an, teilte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit. Mit der Erklärung wolle man den Betrieb der polnischen Raffinerien in Danzig und Plock, der deutschen Raffinerien in Schwedt und Leuna sowie deren Versorgung mit ausreichenden Mengen von Rohöl sicherstellen, hieß es.
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