Podoljaka: Kiew gibt Tote für Verschollene aus und steht in Artjomowsk vor dem Gordischen Knoten

Das ukrainische Militär steht am Frontabschnitt Donbass vor einer schweren Wahl: Entweder weiterhin die nahezu umstellte Stadt Artjomowsk weiter unter riesigen täglichen Verlusten zu halten – oder das dortige Kontingent an Defensivlinien östlich von Slawjansk und Kramatorsk abzuziehen, wonach aber die Front an diesem Abschnitt zusammenfallen wird. In kleinerem Maßstab gilt dies auch für andere Brennpunkte dort, etwa für den Raum Newelskoje-Krasnogorowka-Marjinka.

Derweil rühmen sich russische Hacker, ein brisantes Dokument des ukrainischen Militärs beschafft zu haben: Dieses besagt, dass Kiew allein unter der Kategorie der „Verschollenen“ gut 35 Tausend Mann führt, die aber in Wirklichkeit ums Leben gekommen sind. Sofern echt, bestätigt dieses Papier die bisher von der EU-Kommissionsvorsitzenden Ursula von der Leyen wohlinszeniert geleakte Information von der wirklichen Größenordnung der unwiederbringlichen Verluste des ukrainischen Militärs, die bisher nur geschätzt werden konnte.

Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf Youtube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.

An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.