Trotz Protest aus Kiew: Große Nachfrage an der Mailänder Scala nach Karten für "Boris Godunow"

Entgegen Protesten aus Kiew und der Forderung, eine Eröffnung der Saison an der Mailänder Scala mit der Aufführung der Oper "Boris Godunow" zu verbieten, wurde nichts abgesagt. Die Inszenierung wurde nicht nur mit einer Gala und unter Anwesenheit europäischer Politprominenz gefeiert, sondern sie verkauft sich auch weiterhin gut.

Modest Mussorgskis Oper "Boris Godunow" bildete am 7. Dezember den Auftakt für die neue Spielzeit des Teatro alla Scala im italienischen Mailand. Die Titelrolle wurde von dem berühmten russischen Bass Ildar Abdrasakow übernommen. An der Premiere nahmen der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella und die italienische Premierministerin Giorgia Meloni sowie auch die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen teil. Der Beifall nach der Aufführung wollte erst nach 20 Minuten enden, berichteten die Medien.

Doch dieser Premiere ging ein Skandal voraus: Der Generalkonsul der Ukraine in Mailand, Andrei Kartysch, rief sowohl die städtischen Behörden als auch die Theaterleitung dazu auf, die neue Spielzeit nicht mit der Oper von Mussorgski zu eröffnen. Seine Wünsche wurden jedoch von der Theaterleitung abgelehnt.

Medienberichten zufolge versammelten sich jedoch noch am Tag der Premiere Angehörige der ukrainischen Diaspora mit ukrainischen Fahnen sowie Plakaten wie "Russische Kultur erst, wenn der Krieg vorbei ist" vor dem Opernhaus. "Russland muss isoliert werden", sagte eine der Teilnehmerinnen gegenüber Euraktiv. "Sie fragte sich, warum die Mailänder Scala ihr Programm nicht in den neun Monaten seit Beginn des Krieges nicht geändert hätte", so die Internet-Zeitung. Dennoch zeigte sich die europäische und italienische Politprominenz jedoch von den Protesten nicht beeindruckt. Euraktiv berichtet vielmehr:

"Meloni sagte, Politik und Kultur sollten getrennt werden, als sie auf die Proteste gegen die Auswahl des russischen Werks angesprochen wurde. Diese Ansicht vertraten auch Mattarella und von der Leyen. 'Wir haben nichts gegen das russische Volk, gegen die russische Geschichte oder die russische Kultur', sagte Meloni vor der Aufführung zu Reportern."

Inzwischen berichtet die Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass die Mailänder Scala weiterhin erfolgreich die Karten für "Boris Godunow" verkauft. "Die Karten verkaufen sich gut", teilte das Theater der Agentur mit, "die Nachfrage nach der Aufführung hält an".

Nach der Premiere sagte der russische Bass Ildar Abdrasakow, der die Titelrolle in der Produktion spielte, gegenüber RIA Nowosti:

"Jetzt brodelt es in allen italienischen Zeitungen und Zeitschriften. Sie schreiben, dass es ein Triumph war und dass sie sich schon lange nicht mehr an eine so spektakuläre und großartige Saisoneröffnung in Mailand erinnern konnten."

"Das Publikum hat uns wunderbar aufgenommen", fährt der Sänger in dem Gespräch mit der Agentur fort. Er erwähnte auch, dass es in seinem europäischen Repertoire keinerlei Streichungen gebe und dass er solche Versuche, die russische Kultur im Ausland zu canceln, persönlich negativ bewerte. Abdrasakow betonte:

"Die russische Musik, die russische Kultur ist Teil der Weltgeschichte und der Weltkultur, sie kann nicht ausgelöscht werden! Im Gegenteil, wir müssen daraus lernen und uns an unsere Geschichte erinnern, die die Grundlage für die Gegenwart und die Zukunft bildet. So wie wir heute stolz auf unsere Vorfahren sind, die diese großartigen Kunstwerke geschaffen und die russische Kultur gefördert haben, sollten wir sie auch heute fördern."

Mehr zum Thema - "Ein großes Meisterwerk": Scala verteidigt russische Oper "Boris Godunow" vor Ukrainern