Vor gut zehn Tagen sicherte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) der polnischen Regierung im Rahmen eines Zeitungsinterviews Unterstützung über drei Patriot-Abwehrsysteme der Bundeswehr zu. Als Begründung der militärischen Lieferungen wurden die Ereignisse rund um den Einschlag einer ukrainischen Rakete auf polnischem Boden genannt, die auf den grenznahen Ukraine-Krieg zurückzuführen sind.
Nach aktuellen Recherchen der Nachrichtenseite Business Insider (BI) zeigen sich nun aber planungstechnische Komplikationen in der möglichen Umsetzung der Offerte. So heißt es in einem Artikel:
"Die drei Patriot-Einheiten, die Polen zur Verfügung gestellt werden sollen, wurden bereits der NATO für die schnelle Eingreiftruppe VJTF im kommenden Jahr gemeldet. Heißt: die Raketenabwehr wurde gleich zweimal versprochen."
Die "Very High Readiness Joint Task Force" (VJTF) ist ein schnell verlegbarer Eingreifverband der NATO.
Lambrecht hatte gegenüber deutschen Medien angegeben, dass sie "mit ihrem polnischen Kollegen Mariusz Blaszczak übereingekommen" sei. "Details würden nun von den Fachleuten gemeinsam ausgearbeitet", erklärte die Verteidigungsministerin nach einem Gespräch mit Blaszczak. Interne Widersprüchlichkeiten bei der Bundeswehr und die "mangelhafte Abstimmung Lambrechts und ihres unmittelbaren Umfelds mit wichtigen Mitarbeitern in ihrem Ministerium" sorgen nun für das Planungschaos in Berlin. Dazu heißt es im BI-Artikel:
"So sollen mehrere hochrangige Militärs, die das Angebot umsetzen müssen, erst aus den Medien von Lambrechts Vorstoß erfahren haben, heißt es von mehreren Quellen aus dem Verteidigungsministerium."
Die Bundeswehr hat dazu insgesamt nur sechs solcher Systeme, "von denen zwei in der Slowakei sind und eines zur Ausbildung genutzt wird", so Recherchen von BI. Sollte es nun zu einer Lieferung von drei weiteren Patriot-Abwehrsystemen kommen, ob nach Polen oder zur NATO-Eingreiftruppe, hätte die Bundeswehr am Ende gerade mal ein einziges System im Bestand.
Die jüngsten Realitäten hätten demnach nun "nur für Verstimmungen in der NATO gesorgt". Ein "hoher Militär" wird von Business Insider mit der spöttischen Kommentierung zitiert: "Eine typische Lambrecht". Sollte die Lieferung final an Polen gesendet werden, müsste vorab die Diskussion einer möglichen Weitergabe an die Ukraine ausdiskutiert werden. Die polnische Seite hatte nach Lambrechts Angebot eine dementsprechende Stationierung der Systeme direkt in der Ukraine vorgeschlagen.
Lambrecht sieht die Waffensysteme demgegenüber als "Bestandteil der integrierten Luftverteidigung der NATO und für NATO-Gebiet", so die Ministerin laut der Seite Deutscher BundeswehrVerband. Ein Einsatz außerhalb des Bündnisses müsse zuvor "mit den Alliierten besprochen werden".
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